03. Dezember 2012 · Kommentare deaktiviert für Algerien Filme „meine Schwester“, „mein Kind“ · Kategorien: Algerien · Tags: ,

Ohne Genehmigung

Die Filme von René Vautier. Cinéma militant, Internationalismus, anti-koloniale Kämpfe.
Berlin, Zeughaus Kino

Montag, 10.12.2012

Lettre à ma sœur
19.00 Uhr

Lettre à ma sœur
Brief an meine Schwester
ALG 2006, R: Habiba Djahnine, 68′    Beta SP, OmeU

Elles
Sie
ALG 1966, R: Ahmed Lallem, Regie-Assistenz: Sarah Maldoror, 22’    35 mm, Omfrz+dtU

„Nabila Djahnine, meine Schwester, ist am 15. Februar 1995 in Tizi-Ouzou, einer wichtigen Stadt in der Kabylei, ermordet worden. Nabila war die Präsidentin der dortigen Assoziation für die Verteidigung der Rechte der Frauen „Thighri N’tmettouth“ (Aufschrei der Frauen).“ Die Regisseurin Habiba Djahnine antwortet mit ihrem Film Lettre à ma sœur auf einen Brief ihrer Schwester, in dem diese 1994 von der Eskalation der Gewalt, der Repression der bleiernen Jahre berichtet. Sie untersucht im gemeinsamen Gespräch mit Mitstreiterinnen und Freundinnen, was in den zehn Jahren seit dem Ereignis geschehen ist und wie jene mit der politischen Situation in ihrem Alltag umgehen. Warum, so fragt sie, war ein Dialog unmöglich? Nabila Djahnine ist in Aufnahmen des Regisseurs Ahmed Lallem zu sehen.

175 junge Mädchen hatten sich 1964 allein in der Hauptstadt Algier aus Protest gegen Zwangsverheiratung umgebracht. Eine Debatte entstand. Der Regisseur Ahmed Lallem und seine Assistentin Sarah Maldoror drehten mit Elles einen Dokumentarfilm in einer Mädchenschule im Viertel El-Harrach. Elles versucht, auf die Spur der vielgestaltigen condition feminine im Algerien nach der Unabhängigkeit zu kommen. (mb)

 

Al-Salam Al-Walid
21.00 Uhr

J’ai huit ans
Ich bin acht Jahre alt
F/ALG 1961, R: Yann LeMasson, Olga Baïda-Poliakoff, 12‘   DigiBeta, OmU

Al-Salam Al-Walid
Une si jeune paix
Ein so junger Frieden
ALG 1964, R: Jacques Charby, 84′    35 mm, Omfr+dtU

Frontale Portraits von algerischen Kindern und deren Zeichnungen, mit Buntstiften, Tusche, Filzstiften und einigen Buntpapier-Collagen. Die Bilder, die J’ai huit ans präsentiert, zeugen von ihren Erlebnissen im Befreiungskrieg. Dazu hört man Gewehrsalven und ihre stolpernden Berichte: „Ich möchte nichts mehr fürchten.“ Die Zeichnungen entstanden in einem Waisenhaus am Rande von Tunis, wo Frantz Fanon nach seiner Ausweisung aus Algerien arbeitete. Der Film wurde in Frankreich 17 Mal beschlagnahmt und bekam erst 1974 die offizielle Visa-Freigabe.

Einführung Marion von Osten: wie im Jahr 2012 – 50 Jahre nach Algeriens Unabhängigkeit und dem Ende des Befreiungskrieges – in der Ausstellung “Algérie 1830 – 1962″ (Armeemuseum, Paris) französische Kolonialgeschichte rekonstruiert wird.

Jacques Charby (1929-2006) – Regisseur, Schauspieler, Schriftsteller und Aktivist –gehörte zur anti-kolonialen Widerstandsgruppe des Réseau Jeanson. In Algerien gründete er zusammen mit Frantz Fanon ein Kinderheim für Kriegswaisen und veröffentlichte deren Zeichnungen und Erzählungen vom Krieg in Form eines Buches (erschienen 1962 unter dem Titel Les Enfants d’Algérie bei Maspéro, ebenfalls verboten in Frankreich). Sein Film Une si jeune paix ist der erste Spielfilm des unabhängigen Algerien. Im Vorspann steht ein Satz von Frantz Fanon: „Es gibt Abertausende von Kindern, die man zum Lachen bringen muss!“ Die Kinder im Film spielen sich selbst wie sie Frieden und Krieg, OAS und FLN spielen. Der Film inszeniert ein weitreichendes „traumatisches Spiel“ der Kinder. Ein Betreuer sagt dazu: „Kinder machen vieles ernsthaft – auch die Spiele.“ In der Hauptrolle ist Charby’s Adoptivsohn Mustapha Belaïd zu sehen. (mb)

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