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Demozug von Flüchtlingen nach Wien unterwegs
24. November 2012, 16:18
Demonstranten passierten am Nachmittag Vösendorf – Verspäteter Aufbruch wegen Anwesenheitskontrolle – Innenministerium: Keine Behinderung
Wien – Der Protestmarsch von Asylwerber aus der Aufnahmestelle Traiskirchen hat sich am Nachmittag Wien genähert. Sowohl die Organisatoren als auch die Polizei bestätigten, dass die Teilnehmer gegen 15.30 Uhr Vösendorf passiert haben. Zwischenfälle wurden keine gemeldet, die Kundgebung verläuft friedlich.
Übereinstimmend berichteten beide Seiten, dass nach wie vor rund 200 Personen unterwegs sind, allerdings hat sich die Zusammensetzung der Gruppe etwas verändert. Losmarschiert waren nach Angaben der Polizei am Vormittag etwa 150 Asylwerber und 50 Sympathisanten, in der Zwischenzeit haben etwa 50 Asylwerber aufgegeben, dafür sind etwa ebensoviele Sympathisanten hinzugekommen.
35 Kilometer Fußmarsch
Die Asylwerber sind am Samstagvormittag mit zwei Stunden Verspätung zu
ihrem etwa 35 Kilometer langen Fußmarsch aufgebrochen. Flüchtlingsbetreuer machten Behinderungen durch die Behörden für die Verzögerung verantwortlich, das Innenministerium wies diese Darstellung entschieden zurück.
Hans-Georg Eberl, einer der Organisatoren berichtete, dass man in der Früh noch eine Anwesenheitskontrolle im Lager durchgeführt habe. Deshalb habe sich der Protestmarsch erst gegen 11.00 Uhr in Bewegung setzen können und nicht wie geplant schon um 9.00 Uhr. Das Innenministerium wies den Vorwurf der Behinderung zurück. Ein Sprecher erklärte, es gebe in dem Lager täglich eine Standeskontrolle, auch an Wochenenden. Darauf werde in Aushängen in verschiedenen Sprachen auch aufmerksam gemacht. Dies sei wegen des hohen Belags von rund 1.400 Asylwerbern notwendig, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dabei handle es sich um Routine und nicht um eine Behinderung der Aktion.
Wenn eine Abwesenheit begründet sei, etwa wegen eines Arztbesuches, dann gebe es kein Problem. Aber auch wenn jemand von seinem verfassungsmäßigen Demonstrationsrecht Gebrauch mache, gebe es keine Konsequenzen, versicherte der Ministeriumssprecher. Auch ein Polizeisprecher wies den Vorwurf von Flüchtlingshelfern entschieden zurück, wonach Polizisten den Asylwerbern vor Verlassen der Erstaufnahmestelle mit Problemen gedroht hätten.
Verbal kämpfen
Mit Slogans wie „Kein Mensch ist illegal!“ wollen die Protestierenden verbal gegen die vorherrschenden Bedingungen kämpfen. Der Protest richtet sich nicht in erster Linie gegen die von der niederösterreichischen Landespolitik bekrittelte Überbelegung der Erstaufnahmestelle, sondern gegen die dortigen Bedingungen. Unter anderem beklagen die Flüchtlinge fehlende Winterkleidung, zu geringes Taschengeld, beengte Wohnmöglichkeiten und Schnellverfahren ohne entsprechende Berücksichtigung von Fluchtgründen.
Der Protestmarsch führt von Traiskirchen entlang der Badner Bahn nach Wien. Am Abend soll der Protestzug den Asylgerichtshof in der Laxenburger Straße erreichen. Nach einer Kundgebung dort will man in die Innere Stadt, konkret in den Sigmund-Freud-Park, weiterwandern. Dort soll ein mehrtägiges Protest-Zeltlager errichtet werden. Laut ÖH Uni Wien, die sich an der Errichtung des Camps beteiligt, war es Samstagmittag noch unsicher, ob das Camp stattfinden kann, da es in den kommenden Tagen weitere Anwesenheitskontrollen geben könnte. (APA/red, derStandard.at, 24.11.2012)
weitere Links:
http://refugeecampvienna.noblogs.org/
http://no-racism.net/article/4268