Zeit Online | 06.03.2016
Die Balkanroute ist weitgehend dicht. Viele Flüchtlinge werden auf andere Routen ausweichen. Die Länder stellen sich schon darauf ein, die Schleuser ebenfalls.
Von Thomas Roser, Belgrad
In Lojane sind die professionellen Grenzgänger schon wieder im Geschäft. Halbwüchsige und schweigsame Lederjackenträger harren am Ortsausgang des mazedonischen Grenzdorfs an dem Feldweg nach Serbien auf ihre Kunden. Erst vor Einbruch der Dunkelheit sei mit der Ankunft der Flüchtlinge zu rechnen, die durch die Wälder den Weg über die grüne Grenze ins nahe Serbien suchen, erzählt im Dorfcafé ein braungebrannter Landwirt. Viele in Lojane würden sich zwar freuen, dass nun „endlich wieder Geld“ in das bitterarme Dorf komme: „Aber Menschenschmuggel ist für das Dorf kein gutes Geschäft. Wenn die Polizei die Leute schnappt, drohen mindestens vier bis elf Jahre Haft: Schon jetzt sitzen aus Lojane 30 Menschen im Gefängnis von Kumanovo ein.“