Quelle: Frankfurter Rundschau | 17.11.2016
Hunderttausende syrische Flüchtlinge sind im türkischen Izmir gestrandet. Den Familien fehlt es an allem: an Essen, Geld, Jobs und medizinischer Versorgung. Sie hoffen auf ein besseres Leben in Europa
Frank Nordhausen
Es hat sich herumgesprochen, dass ein Augenarzt kommt, der Flüchtlingskinder mit Sehproblemen begutachtet, ohne dafür Geld zu nehmen. Dutzende syrische Frauen drängen mit ihren Kindern in das kleine baufällige Haus im Zentrum der türkischen Mittelmeermetropole Izmir. Ein winziges Bürozimmer wird zum Behandlungsraum, der junge Arzt Halil Hüseyin hängt eine Tafel mit großen und kleinen Zeichen an die Wand. Dann kommen die kleinen Patienten einer nach dem anderen an die Reihe, halten sich abwechselnd ein Auge zu und lesen vor, was sie sehen. „Niemand bietet eine Augenuntersuchung an, im Krankenhaus müssten sie monatelang darauf warten, deshalb habe ich mich einfach dazu bereit erklärt“, sagt Hüseyin, der mit drei freiwilligen Helfern gekommen ist.