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Unsere Autoren fuhren nach Idomeni, um zu helfen. Danach schrieben sie diesen wütenden Bericht.
Von Nannina Matz und Florian Kessler
Wir sind ein nettes, harmloses Pärchen. Und wir waren im Urlaub. In Griechenland. Das Wetter war gut, die Menschen freundlich. Dabei waren wir an einem Ort, an den sich die Europäische Union nicht hintraut: in Idomeni.
Elftausend Flüchtlinge leben hier nach wie vor auf offenem Feld vor der mazedonischen Grenze. Das Camp ist ein einziges Chaos aus zerschlissenen Iglu-Zelten, staubigen Feldwegen, von privaten Hilfsorganisationen aufgebauten Containern. Dazwischen überall Feuerstellen. Die Leute kochen in leeren Konservendosen. Auf den Bahngleisen spielen Kinder Seilspringen. An den Essensausgaben der Privatinitiativen warten ihre Eltern viele Stunden, wenn nicht gerade vorne am Grenzzaun mit Tränengas auf sie geschossen wird.
Spätestens seit hier die Balkanroute mit einem Rumms zugemacht wurde, woraufhin sich in Deutschland die Laune unserer besorgten Bürger besserte, helfen viele Dorfbewohner aus Idomeni und Umgebung, wo sie nur können: Sie kochen für die Flüchtlinge, spenden Kleidung, bringen nachts Zeltplanen zu einer syrischen Großmutter im Rollstuhl, die mit ihrer verzweifelten Familie ohne Essen und Schutz unter freiem Himmel übernachten muss.