ARD Tagesschau | 01.08.2018
Nach knapp drei Wochen auf See sind 40 schiffbrüchige Migranten von einem tunesischen Versorgungsschiff an Land gebracht worden. Tunesien und Malta hatten zuvor wochenlang um die Zuständigkeit gestritten.
Nach einer Odyssee auf dem Mittelmeer haben 40 Migranten an einem tunesischen Hafen angelegt. 20 Tage nach ihrem Aufbruch von der libyschen Küste fuhren sie an Bord des Versorgungsschiffes „Sarost 5“ in den Hafen von Zarzis im Süden des Landes ein, berichtet Mongi Slim vom Roten Halbmond der dpa.
Drei von ihnen – darunter zwei schwangere Frauen – seien in ein Krankenhaus gebracht worden. Vorausgegangen waren zähe Verhandlungen mit den Migranten, die ein Anlegen in einem europäischen Hafen erzwingen wollten, wie Slim berichtet. „Sie dachten, es gäbe europäische Länder, die bereit wären, sie aufzunehmen. Wir haben ihnen klargemacht, dass die Türen nach Europa geschlossen sind und dass sie keine andere Wahl als Tunesien haben.“
IOM: eine der längsten registrierten Wartezeiten
Die Menschen waren Mitte Juli mit einem Boot von der libyschen Küste aufgebrochen. Nach fünf Tagen auf dem Mittelmeer wurden sie von einem maltesischen Schiff aufgelesen und schließlich auf das Versorgungsschiff „Sarost 5“ gebracht, das unter tunesischer Flagge fährt. Die „Sarost 5“ lag in den vergangenen Tagen nur wenige Kilometer vom tunesischen Hafen von Zarzis entfernt, durfte aber nicht einfahren. Dabei hatte der tunesische Ministerpräsident Youssef Chahed am Wochenende verkündet, das Schiff dürfe aus humanitären Gründen anlegen.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) handelt es sich um eine der längsten Wartezeiten eines Schiffes mit Flüchtlingen, die je registriert wurde. Italien, Malta und Tunesien hatten sich wochenlang die Zuständigkeit für die Migranten gegenseitig zugeschoben. Tunesien betonte, die Rettung habe im Verantwortungsbereich Maltas stattgefunden. Die maltesische Regierung hielt dagegen, eine Ausschiffung müsse am nächstgelegenen sicheren Ort geschehen. Dieser liege in diesem Fall in Tunesien.