28. November 2016 · Kommentare deaktiviert für AntiRa-Kompass: Newsletter Nr. 54, Novemver 2016 · Kategorien: Deutschland, Termine [alt]

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Anfang November: Hungerstreik und Räumung der Geflüchteten in München +++ 11.11. in Berlin: Busdemo – Valetta stoppen +++ Demos gegen Abschiebungen nach Afghanistan +++ 19./20.11. in Frankfurt: Für eine große gemeinsame AntiRa-Konferenz 2017? +++ Ab 22.11. in Frankfurt, Freiburg, Bern, Zürich, Augsburg, München – Hotel City Plaza on Tour +++ 25.-27.11. in Osnabrück: Netzwerktreffen – Deutschland als Teil der „Balkanroute“ +++ 30.11. in Ungarn: Röszke 11 – Nächster Prozesstag +++ 3./4.12. in Hamburg: Konferenz gegen den G 20 im Juli 2017+++ Räumung in Calais +++ Griechenland: Impressionen aus Lesvos +++ Sea Watch zum Training der libyschen Küstenwache +++ WatchTheMed Alarm Phone: Bilanz und Spendenaufruf +++ Rückblick: Transnational Social Strike in Paris.

Liebe Freundinnen und Freunde,

„Wir sehen eine Chance, dass ‚Sanctuary City‘, ‚Welcome City‘, Stadt des Asyls und des Bleiberechts auch in Europa, von Barcelona bis Hamburg und von Calais bis Berlin, zu einem Begriff wird, der von den MigrantInnen und den UnterstützerInnen, den Kirchen und den Initiativen mit Leben gefüllt werden muss. Zum Teil sind die Schulen bereits auf gutem Weg, es gibt das Kirchenasyl, es gibt Migrantenmedizin und Medi-Büros, Unterstützergruppen und vereinzelt Squats, und es gibt seitens der Polizei bisweilen schon eine gewisse Toleranz gegenüber migrantischen Reproduktionszusammenhängen. All dies könnte sich gegenseitig stärken und verdichten – und das wäre die richtige Antwort auf das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik.“ Das schreibt die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration in ihrem aktuellen Leitartikel, in dem sie sich auf gewachsene und lebendige Beispiele von Zufluchtsstädten in den USA und Kanada bezieht. Angesichts einer EU-weiten, immer aggressiveren Abschiebe- und Abschreckungspolitik, die mit rechtspopulistischen und rassistischen Hetzkampagnen weiter betrieben wird, halten wir diesen Ansatz für eine zentrale Herausforderung an die antirassistische Bewegung. Er korrespondiert mit dem, was in der Ankündigung zu einer Veranstaltungsreihe formuliert wird, in der Ende November und Anfang Dezember Aktive aus dem mit Geflüchteten besetzten Hotel City Plaza in Athen durch 11 Städte in Deutschland und der Schweiz unterwegs sind: „Wie entwickeln sich Selbstorganisierungsprozesse im Transit und darüber hinaus, und wie können diese aus den transnationalen Netzwerken der Solidarität unterstützt werden? …Haben wir bereits begonnen, eine ´Underground Railroad` für Bewegungsfreiheit aufzubauen? Brauchen wir mehr Zufluchtsräume und perspektivisch Zufluchtsstädte entlang der Migrationsrouten als praktische Gegenpole zum rassistisch repressiven Mainstream?“

Und in der Einladung für ein Netzwerktreffen Ende November in Osnabrück wird gefragt: „Welche Möglichkeiten haben wir, gemeinsam für die Rechte dieser (illegalisierten, abschiebebedrohten) Menschen zu kämpfen? Wie können wir eine Bleibeperspektive jenseits von Asyl möglich machen? Wie können wir das Bild der kriminellen Illegalen auflösen? Wie können wir es schaffen, dass diese Solidarität nicht nur von einzelnen im Geheimen, sondern von vielen öffentlich gezeigt wird?“

Der „Jungle von Calais“ wurde im Oktober mit einem Grossaufgebot von Polizei geräumt, um die „Träume auf ein Leben in Grossbritannien“ zu zerstören. Lesvos, 2015 die Durchgangsstation von hunderttausenden Flüchtlingen und deren EinwohnerInnen für ihre Hilfsbereitschaft ganz oben standen auf der Liste potentieller FriedensnobelpreisträgerInnen, soll Schritt für Schritt zur Insel der Hoffnungslosigkeit degradiert werden. Die Grenzzäune auf dem Balkan werden noch mehr und noch höher. Und die Forderungen der hungerstreikenden Geflüchteten in München treffen allenfalls auf kalte Ignoranz der Verantwortlichen. Ein besonderes Augenmerk richten die Technokraten der Migrationskontrolle zur Zeit auf das zentrale Mittelmeer: während die EU-Militärs libysche Grenzpatrouillen einer Phantomregierung trainieren, fordert Innenminister Maziere die direkte Rückschiebung aller Boatpeople nach Tunesien oder Ägypten.
Denn über 180.000 Menschen werden sich – wenn es in der Frequenz der letzten Wochen weitergeht – bis Ende des Jahres über das Meer nach Italien durchgeschlagen haben. Ein neues Rekordjahr, trotz aller Militarisierung und einem Höchststand von über 4000 Toten, die in 2016 dem EU-Grenz- und Visaregime zum Opfer gefallen sind.

„Es gibt nur einen Weg, das Sterben auf See zu beenden: legale und sichere Wege der Einreise zu schaffen.“ Anfang November hat die Sea Watch damit ihre Forderung nach #SafePassages nochmal bekräftigt. Dieser Hashtag wird auch von anderen zivilen Akteuren geteilt – wie den „Ärzten ohne Grenzen“ oder „Jugend rettet“, die mit ihren Booten im Oktober bis Anfang November ebenfalls erneut im Dauerrettungseinsatz vor der libyschen Küste unterwegs waren. Ihre Präsenz rettet nicht nur Leben, sie schaffen zudem immer wieder Transparenz und kritische Öffentlichkeit aus einer Zone, die zwar bestüberwacht ist, aber ansonsten der Willkür und dem politisch-medialen Taktieren des EU-Grenzregime überlassen bliebe.
Den gleichen Zielen folgt auch das WatchTheMed Alarmphone, das als Hotline für Menschen in Seenot in den mittlerweile zwei Jahren seiner Existenz mit über 1750 Booten in Kontakt war. Und die ihr Projekt in den oben genannten Kontext stellen: „Wir verstehen das Alarm Phone als konkrete Solidarität im Transit, als Teil dessen, was als ´Underground Railroad` für die Fluchtbewegungen bezeichnet wird. Wir begreifen uns als transnationalen und multilingualen Knoten mit vielfältigen Verbindungen in einem wachsenden Kontaktnetz für den Kampf um Bewegungsfreiheit.“

Mit antirassistischen Grüßen,

die Kompass-Crew

Aktionen und Termine im November 2016

Anfang November: Hungerstreik und Räumung der selbstorganisierten Geflüchteten in München
Nach einem Protestmarsch von München nach Nürnberg „für unser Bleiberecht sowie gegen das diskriminierende bayerische Integrationsgesetz“ hatten sich die selbstorganisierten Geflüchteten aus Bayern erneut am Sendlinger Platz in München zum Dauerprotest versammelt und einen Hungerstreik begonnen. Am 4. November räumt die Polizei den Platz und beendet in der gleichen Nacht auch die Baumbesetzungen der widerständigen Geflüchteten.
Ausführliche Berichte und aktuelle Statements hier:
https://refugeestruggle.org

11.11. in Berlin: Busdemo – Valetta stoppen
Das Netzwerk Afrique-Europe-Interact bittet um Unterstützung bei einer Busdemo bitten, die am 11. November vor mehreren afrikanischen Botschaften und der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) stattfinden wird.
„Hintergrund ist der immer brutaler werdende Valetta-Prozess, mit dem die EU nicht nur die Flucht- und Migrationsrouten aus afrikanischen Ländern dicht machen, sondern auch Abschiebungen aus Europa massiv forcieren will. Entsprechend wurde beim jüngsten Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs am 21.10.2016 beschlossen, so genannte Mobilitätspartnerschaften unter anderem mit den afrikanischen Ländern Niger, Nigeria, Senegal, Mali und Äthiopien schnellstmöglich umzusetzen. Dabei solle laut EU-Kommission mit einem »Mix aus positiven und negativen Anreizen« vorgegangen werden, um »die Anstrengungen der Länder zu honorieren, die bereit sind, bei der Migrationskontrolle wirksam mit der EU zusammenzuarbeiten, und um Konsequenzen für jene sicherzustellen, die dies verweigern.«
Gegen diese Politik müssen wir auf die Straße gehen – sofort, laut und mit vielen!(…) Vor diesem Hintergrund wird Afrique-Europe-Interact – zusammen mit anderen Gruppen – am 11. November (d.h. zum Jahrestag des Valetta-Gipfels) in Berlin einerseits vor den Botschaften von Niger, Mali und Marokko demonstrieren, andererseits vor der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit). (…) Wir haben für den 11. November einen Doppeldeckerbus mit 70 Plätzen gemietet. Jed_r ist willkommen – die Teilnahme ist umsonst (wobei Spenden durchaus willkommen sind). Treffpunkt ist 9.30 Uhr am Oranienplatz in Kreuzberg, von dort werden wir dann zu den einzelnen Botschaften und zur GIZ fahren. Das Ganze dauert bis ca. 16 Uhr, aber natürlich müssen nicht alle die gesamte Strecke mitmachen. Kontakt: nolagerbremen@yahoo.de.
(…) Abschiebeterror stoppen! Für globale Bewegungsfreiheit!
Der ganze Aufruf und mehr: http://afrique-europe-interact.net

19.11. in Hannover und Frankfurt – (Weitere) Demonstrationen gegen Abschiebungen nach Afghanistan
Nach dem erpresserischen Rückübernahme-Abkommen der EU mit der afghanischen Regierung – siehe auch https://www.proasyl.de/news/rueckkehr-in-die-unsicherheit/ – gab und gibt es in mehreren Städten Protestdemonstrationen, (mit)organisisert von afghanischen Geflüchteten.
In Hamburg und Berlin gab es schon mehrfache Mobilisierungen mit bis zu 2000 Beteiligten. Jetzt folgen Demos in Hannover am 19.11., um 13.00 Uhr Treffpunkt Bahnhofstraße/Ernst-August-Platz (Hauptbahnhof), sowie in Frankfurt am 19.11., um 13 Uhr am Hauptbahnhof/Kaisersack, siehe
https://www.facebook.com/afghanrefugeesmovement/

19./20.11. Treffen in Frankfurt – für eine große gemeinsame AntiRa-Konferenz 2017?
Beim Welcome2Stay Treffen Anfang September in Berlin gab es dazu eine erste Arbeitsgruppe und nun ein erstes Sondierungstreffen zur gleichen Frage: wäre es sinnvoll und machbar, in 2017 eine große gemeinsame AntiRa-Konferenz zu organisieren? In der Erfahrungen und Trägerkreise der Hamburger Refugee-, der Leipziger Welcome2Stay- sowie der früheren No Border lasts forever-Konferenzen zusammenwirken? Wer zum Treffen nach Frankfurt kommen und mitdiskutieren möchte, bitte wegen konkreter Einladung bei kmii-hanau@antira.info melden…

Ab 22.11. – Das beste Hotel Europas auf Tour!
Nach sechs Monaten City Plaza in Athen berichten UnterstützerInnen und ehemalige BewohnerInnen auf Veranstaltungen in Deutschland und der Schweiz von ihren Erfahrungen

  • Dienstag, 22.11.: Frankfurt/Main, um 19.00 im Cafe Exzeß, Leipziger Strasse 91, Theaterhalle;
  • Mittwoch, 23.11.: Freiburg, um 20.00 im Theater, Bertholdstrasse 46, Winterer Foyer;
  • Donnerstag, 24.11.: Bern, um 19.30 im Casa dÌtalia, Bühlstrasse 57;
  • Freitag, 25.11.: Zürich, um 19.30 in der Autonomen Schule, Sihlquai 125;
  • Samstag, 26.11.: Augsburg, um 18.00 im Grandhotel Cosmopolis, Springergässchen 5;
  • Sonntag 27.11.: München, um 18.00 im Bellevue di Monaco, Müllerstraße 2.

Das City Plaza liegt mitten in der Innenstadt von Athen, im April 2016 wurde das leerstehende Hotel von einer AktivistInnengruppe besetzt. Seitdem wird der alltägliche Betrieb von solidarischen UnterstützerInnen gemeinsam mit den dort wohnenden Geflüchteten organisiert. Die 400 neuen Gäste, darunter 180 Kinder, kommen aus aller Welt: aus Syrien, Rojava, Irak, Pakistan, Iran und Afghanistan. Im City Plaza finden sie einen Platz, der ihnen Privatsphäre, ein Wohnen in Sicherheit und Würde ermöglicht. „Wir leben zusammen, wir kämpfen zusammen, Solidarität wird gewinnen“ lautet ihr Motto. Das Hotel demonstriert jeden Tag aufs Neue, dass es selbst in Zeiten von Krise und Armut möglich ist, Menschen willkommen zu heißen und würdige Lebensbedingungen für Alle zu schaffen. City Plaza ist ein politisches Beispiel: es ist ein Ort der Gleichheit und Solidarität, das gelebte Gegenteil zur Festung Europa und ihren schändlichen Grenzen. Das City Plaza Hotel ist ein Symbol der Hoffnung.
Auf den Veranstaltungen wollen wir zuhören und diskutieren:

  • Was können wir lernen aus den alltäglichen Herausforderungen eines Rasthauses, das 400 Frauen, Männern und Kindern Zuflucht bietet, einer Notgemeinschaft in einem besetzten Gebäude?
  • Wie entwickeln sich Selbstorganisierungsprozesse im Transit und darüber hinaus, und wie können diese aus den transnationalen Netzwerken der Solidarität unterstützt werden?
  • Wie können Räume wie das City Plaza genutzt werden, um Verbindungen zu anderen sozialen Kämpfen für gleiche Rechte herzustellen? Und Zugang zu Wohnung, Bildung, Gesundheit fordern?
  • Haben wir bereits begonnen, eine „Underground Railroad“ für Bewegungsfreiheit aufzubauen? Brauchen wir mehr Zufluchtsräume und perspektivisch Zufluchtsstädte („Sanctuary Cities“) entlang der Migrationsrouten als praktische Gegenpole zum rassistisch repressiven Mainstream?

Die Gäste: Zwei bis drei FreundInnen aus Athen werden zur Tour kommen. Sie gehören zum Komitee des City Plaza, das seit sechs Monaten dort den Alltag organisiert. Es werden sich FreundInnen an den verschiedenen Veranstaltungen beteiligen, die zunächst Zuflucht im City Plaza und mittlerweile ihren Weg nach Deutschland oder in die Schweiz gefunden haben. FreundInnen der Netzwerke Welcome to Europe und/oder Welcome2Stay, die das City Plaza bei Besuchen und von ausserhalb unterstützt haben, werden sie bei der Tour begleiten.
Weitere Informationen zum City Plaza: http://solidarity2refugees.gr/ http://europas-bestes-hotel.eu
Weitere voraussichtliche Tourplanung im Dezember:
6.12. in Göttingen, 7.12. in Köln, 8.12. in Lübeck, 9.12. in Hamburg und 11.12. in Berlin.
Die Geflüchteten im Besten Hotel Europas benötigen weitere Spenden.
Spendenkonto bei medico international, Stichwort: City Plaza!
IBAN: DE21 5005 0201 0000 0018 00, BIC: HELADEF1822, Frankfurter Sparkasse

25.-27.11. in Osnabrück:
Netzwerktreffen – Deutschland als Teil der „Balkanroute“
Substanz, Frankenstraße 25a
Freedom of Movement und Bleiberecht gehören zusammen
In den letzten Monaten, vor allem seit dem „Sommer der Migration“ 2015, sind immer wieder Aktivist*innen an die Balkangrenzen und andere Orte an den EU-Außengrenzen gefahren, um dort Menschen auf der Flucht zu unterstützen und gemeinsam gegen eine Abschottung Europas zu kämpfen. Das ist durch zunehmende Repressionen, vor allem seit der Schließung der „Balkanroute“, zwar schwieriger geworden, dennoch schaffen es weiterhin Menschen, die Grenzen zu überwinden. Es ist sinnvoll und wichtig, sich dort weiter solidarisch zu zeigen. Dabei sollten wir jedoch nicht vergessen, dass auch Deutschland Teil dieser Route ist. Für viele liegt es auf dem Weg in ein anderes nordeuropäisches Land, für andere ist es das Ziel. Während die Regierung im Sommer 2015 heuchlerisch unsere „Willkommenskultur“ feierte, wurden gleichzeitig neue Asylrechtsverschärfungen eingeführt, die es vielen Menschen, die damals „willkommen“ geheißen wurden, jetzt unmöglich machen, hier zu bleiben. Nach einem langen, teuren und lebensgefährlichen Weg müssen diese Menschen „freiwillig“ ausreisen oder werden abgeschoben.
Für viele ist die einzige Möglichkeit, in Deutschland zu bleiben, unterzutauchen. Das bedeutet ein menschenunwürdiges Leben in ständiger Unsicherheit, Angst und sozialer Isolation und ohne eine Grundsicherung von Wohnung, Verpflegung und medizinischer Versorgung. „Sanspapiers“ werden systematisch stigmatisiert und kriminalisiert. Bei der Solidarität mit Illegalisierten geht es nicht um eine Unterstützung aus Barmherzigkeit. Es geht darum, Menschen bei der Erfüllung ihrer Grundrechte zu unterstützen – eine Aufgabe, die eigentlich der Staat übernehmen muss. Wir wollen uns in Osnabrück mit den folgenden Fragen beschäftigen: Welche Möglichkeiten haben wir, gemeinsam für die Rechte dieser Menschen zu kämpfen? Wie können wir eine Bleibeperspektive jenseits von Asyl möglich machen? Wie können wir das Bild der kriminellen Illegalen auflösen? Wie können wir es schaffen, dass diese Solidarität nicht nur von einzelnen im Geheimen, sondern von vielen öffentlich gezeigt wird? Außerdem wollen wir das Treffen nutzen, um ein Netzwerk zu schaffen, das Menschen ab ihrer Ankunft in Deutschland Unterstützung in jeglicher Form bereitstellen kann und das Bezugsgruppen und -punkte auch in den Transfer-Städten aufzeigt. Optimaler Weise sollen Menschen, die hier ankommen, über dieses Netzwerk schon auf ihrer Reise informiert werden, um die anfängliche Orientierung deutlich zu erleichtern. Zu diesen Fragen möchten wir uns mit euch austauschen, voneinander lernen und vernetzen! Für Verpflegung gegen Spende ist gesorgt. Für Schlafplätze gebt bitte vorher Bescheid. Kontakt: openborders@riseup.net

30.11. in Szeged/Budapest – Free the Röszke 11! Nächster Prozesstag– Solidarität mit inhaftierten Geflüchteten in Ungarn!
Im September 2015 schloss Ungarn seine Grenzen für Geflüchtete, die über die sog. Balkanroute reisten. Tausende Menschen strandeten am ungarischen Grenzzaun, Tage voller Proteste und Auseinandersetzungen mit der ungarischen Polizei folgten. Vollkommen willkürlich inhaftierte die ungarische Polizei später 11 Geflüchtete und klagte sie wegen “illegalem Grenzübertritt”, Beteiligung an “Massenausschreitungen” und “Terrorismus” (im Falle von Ahmed H.) an.
In den Schauprozessen gegen zehn der Angeklagten wurde bereits im Juli ein Urteil gesprochen. Am 30.11.2016 folgt ein weiterer Prozesstag gegen den wegen “Terrorismus” und unterstellter Rädelsführerschaft Angeklagten Ahmed H. Ihm droht eine 25-jährige Gefängnisstrafe. Amnesty International, das ungarische Helsinki Committee und andere Nicht-Regierungs-Organisationen kritisierten das Verfahren aufgrund schwerwiegender juristischer Mängel mehrfach. Ein internationales Bündnis fordert die Freilassung der Angeklagten und begleitet die Prozesse und Betroffenen vor Ort.
Aktuelle Infos unter http://freetheroszke11.weebly.com/

3./4.12. in Hamburg: Konferenz gegen den G 20 im Juli 2017
Einladung zur Aktionskonferenz
„Am 7. und 8. Juli 2017 soll in Hamburg der G20-Gipfel stattfinden. Die Regierungschefs und –chefinnen der 19 reichsten und mächtigsten Staaten der Erde, begleitet von 6.000 Delegationsmitgliedern, umschwärmt und dauerfotografiert von erwarteten 3.000 Journalist_innen und natürlich abgeriegelt und geschützt von einer Polizei- und Geheimdienstarmee von mindestens 10.000 Einsatzkräften. All dies soll mitten in Hamburg stattfinden: in den Messehallen, im Rathaus, in der Elbphilharmonie. Weiträumige, mehrstufige Absperrungen, Ausweiskontrollen, evakuierte Wohnungen… In vielen politischen Gruppen und Spektren haben die Überlegungen, wie die notwendigen Proteste und Aktionen gegen den G20-Gipfel organisiert werden können, bereits begonnen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ansatzpunkte: Den einen geht es um das Recht auf Stadt, anderen um Klimapolitik, wieder anderen um Flucht und Migration oder um den Kapitalismus als Ganzes. Es gibt Ideen von einem Gegengipfel, einer Großdemonstration, von ungehorsamen Aktionen rund um den Tagungsort oder in der ganzen Stadt….“ Ganzer Aufruf und mehr hier: http://www.g20hamburg.org

Nach der Räumung in Calais
„The ´humanitarian` evictions have finished. Now comes the time of systematic raids. All those left behind by the first phase of the government plan are now at the next phase: at the mercy of hordes of police who fill the streets of Calais.
Those who couldn’t access the buses, the minors whom the social services didn’t judge to be minors, and those who want to stay in Calais – there are many who have been forgotten and neglected by the “social diagnostics” carried out by the institutions (including humanitarian associations).
The controls and the arrests, based on racial profiling, are happening everywhere in the city. People are brought directly to deport centers, sometimes in other corners of France. It’s there that they frequently face the danger of deportation to countriers where they risk certain imprisonment or death. ….“
Der ganze Text und aktuelle Infos zu den Razzien in Calais nach der Räumung auf der Webseite: https://calaismigrantsolidarity.wordpress.com

Griechenland: Impressionen aus Lesvos
Aktive von Welcome to Europe und Jugendliche ohne Grenzen waren im Oktober erneut auf Lesvos und mussten feststellen, dass diese Insel der hunderttausendfachen Anknüpfte und Durchreisen nun zunehmend in einen hoffnungslosen Ort der Internierung, des Festhaltens und der Rückschiebungen in die Türkei verwandelt werden soll. Zwei aktuelle Berichte in english finden sich hier:

Sea Watch zum Training der libyschen Küstenwache
#SafePassage – Sichere Fluchtwege sind die einzige Möglichkeit die Todeszahlen der Migrant*innen zu reduzieren …
Aus der Presseerklärung der Sea Watch vom 4.11.2016: …Auch wenn es vom Admiral nicht benannt wurde, so haben EU Politiker*innen in der Vergangenheit recht deutlich gemacht, dass es das Ziel der Mission ist, Boote davon abzuhalten, die Küste zu verlassen und diejenigen Boote, die es auf das Meer geschafft haben, zurück zu bringen. Dies geschieht im Widerspruch zur IOM-SAR Konvention, die von Libyen nicht ratifiziert wurde, wohl aber von den Mitgliedsstaaten der EU. „Diese Herangehensweise wird aus einem einfachen Grund tödlich sein“, sagt Bayer. „Viele der Menschen, die wir retten, berichten von fürchterlichen Bedingungen in Libyen, sie sagen sie würden eher auf See sterben als nach Libyen zurück zu gehen. Also selbst wenn eine Küstenwache gut in der Seenotrettung trainiert sein sollte, werden die Flüchtenden im Boot in Panik ausbrechen sowie sie erkennen, dass sie nach Libyen zurück gebracht werden sollen.“ Solche Situationen sind ausgesprochen gefährlich. Der Löwenanteil der über 4.000 Toten auf See dieses Jahr, dem tödlichsten Jahr der Geschichte im Mittelmeer, wurde durch Panik-Situationen während Rettungseinsätzen verursacht, wie wir während der Katastrophe vom 21.10.2016 gesehen haben. …“ Die ganze Erklärung hier:
http://sea-watch.org/a-safepassage-is-the-only-way-to-cut-migrants-deaths/
Empfehlenswert auch der WoZ-Tagebuch-Blog von Noëmi Landolt, die mit der Sea Watch im Oktober unterwegs war:
http://www.woz.ch/blog/mission-mittelmeer/2016/10/22/in-der-hoelle-auf-see
sowie die Berichte von „Jugend rettet“: https://jugendrettet.org/news

WatchTheMed Alarm Phone: Bilanz und Spendenaufruf
„Bis Oktober 2016 haben wir Notrufe und Unterstützungsanfragen von über 1750 Booten aus allen Mittelmeerregionen erhalten. Davon kamen über 1450 Anrufe aus der Ägäis (von Booten zwischen der Türkei und den griechischen Inseln), etwa 150 aus dem zentralen Mittelmeer (überwiegend von Booten, die in Libyen losgefahren sind) und etwa 150 aus dem westlichen Mittelmeer (von Booten, die von Marokko aus nach Spanien gestartet waren)….“ So beginnt der bilanzierende Text der seit zwei Jahren rund um die Uhr erreichbaren Hotline für Menschen in Seenot, dessen abschließende Sätze oben in der Einleitung zitiert wurden. Der neue Flyer wird in den kommenden Tagen auf der Webseite https://alarmphone.org erscheinen und zu Spenden für die weitere Finanzierung auffordern.

Rückblick: Transnational Social Strike in Paris
Aus der Abschlusserklärung des Treffens vom 23. bis 25.10. in Paris:

„… From the protagonists of the French movement against the loi travail to Amazon workers from Poland, Germany and France, from the Deliveroo strikers from the UK to the Italian migrants struggling against exploitation and the immigration laws, from the German and Swedish care-workers to the activists along the Balkan route, from the English Junior doctors on strike to Slovenian students: a whole world of insubordinate labor met in Paris to discuss together how to overcome the limits of one’s own local initiatives and how to connect them in a common project. (…) For strengthening our infrastructure we need to build our space and take our time. We want to turn the European space, with its internal differences, into our own space of struggle, knowing that this is a long process. This requires so much as the construction of a new language, a new imagination and the capacity to intervene so as to turn the differences we experience into points of strength. The next months will be dedicated to these tasks. We will be in London to take part in the organization of «a day without us», the strike that migrants are organizing in the UK on next February 20th, by bringing in our transnational perspective and the past experience of the strike of migrant labor, to overthrow the narrative according to which the solution to the crisis is to be free from migrants and to reject the idea that the only way to counter this narrative is on utilitarian or solidaristic basis. We will be in Ljubljana to meet with migrants and activists that in the last years have turned the Balkans into a political battlefield together with workers and students‘ movements, confirming the centrality of the East in the current constitution of Europe. Finally we will go to Poland where an international meeting of Amazon workers is planned, to discuss together how to organize trans-border strikes and symbolic initiatives able to „travel“ through the warehouses. We will affirm our common project in all the occasions where the opposition to the current neoliberal Europe is discussed and exploitation is refused, with the intention of making the strike movement heard everywhere. (…)“ Der volle Text hier: http://www.transnational-strike.info

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