03. September 2014 · Kommentare deaktiviert für Boat-people: behinderte Hilfe durch Störung öffentlicher Satellitenaufklärung · Kategorien: Italien, Libyen · Tags:

Auf den Satellitenbildern, die man zum zentralen Mittelmeer „in Echtzeit“ abrufen kann, sind die Ölförderplattformen des Bouri Fields
https://archiv.ffm-online.org/2014/08/25/vor-libyen-eu-oelplattformen-eu-militaer-und-boat-people/
und die Schiffe, die südlich von Lampedusa verkehren, verschwunden. Bislang waren lediglich die Kriegsschiffe auf den Satellitenbildern nicht erkennbar gemacht worden. Darauf macht Fulvio Vassallo auf http://dirittiefrontiere.blogspot.de/2014/09/dal-sistema-satellitare-di-controllo.html,
aufmerksam. Hier einige Zusammenfassungen.
Hier die alte Verortung der Bouri Fields, die nun „verschwunden“ ist:
http://www.marinetraffic.com/it/ais/home/centerx:12.68016/centery:33.92216/zoom:8/oldmmsi:642165061/olddate:lastknown

Tatsächlich dürften vor allem die USA und Italien wie Frankreich die Gewässer zwischen Lampedusa und Libyen mit direkter Präsenz von Kriegsschiffen überwachen. Zudem verkehren dort viele Öltanker und Frachter unterschiedlichster Beflaggung, die immer wieder aktiv in die Seenotrettung der italienischen Mare Nostrum Marine-Operation einbezogen werden. Für die Boat-people, ihre Angehörigen, FreundInnen und UnterstützerInnen wird die kritische Beobachtung der Satellitenbilder immer wichtiger, um unterlassene Hilfeleistung bei Schiffbrüchen nachzuweisen und um zu Soforthilfe aufzurufen. Die riesigen Erdölförderplattformen vor der libschen Küste dienen den Boat-people zudem als Orientierungspunkte auf der Strecke Zuwara-Lampedusa.

Der entstehende Bürgerkrieg in Libyen wird sich früher oder später auch auf die Off-Shore-Ölförderplattformen zwischen Lampedusa und der libyschen Küste auswirken. Die libysche Marine und Küstenwache befindet sich bereits zum Teil in der Hand von Milizen. Die Ölförderung im zentralen Mittelmeer läuft formal unter libyscher oder libysch-tunesischer Hoheit; tatsächlich liegt sie aber in der Hand italienischer und anderer europäischer wie auch US-Petrofirmen. Dies mag ein ungenannter Hintergrund für die Mare Nostrum Operation direkt vor der libschen Küste (gewesen) sein.

Mit der zunehmend kriegerischen Militarisierung auch der libyschen Küstengewässer verwandeln sich die Gefahrenzonen der Boat-people in latente Meereskriegsgebiete. Aus Tripolis und Zuwara brechen wegen der wachsenden Kriegssituation keine Bootsflüchtlinge mehr auf, stattdessen versuchen sie, weiter östlich wie aus Garabouli oder weiter westlich nahe der Grenze zu Tunesien loszufahren.

Zwei Schiffe mit syrischen Flüchtlingen haben in der vergangenen Nacht noch aus libyschen Gewässern heraus verzweifelt SOS gemeldet. Eine Überwachung, ob es zu Hilfsmassnahmen kommt oder Frachtschiffe in der Nähe eingeschaltet werden können, ist momentan aus den beschriebenen Gründen nicht möglich. Der Verbleibt von zuvor sichtbaren Frachtern in der Nähe wie diesem
http://www.marinetraffic.com/it/ais/index/itineraries/all/mmsi:354863000/shipname:TURU
ist unklar.

Unterdessen wurden Fragen von Angehörigen der Schiffskatastrophe vom 02.08.2014 in Form einer parlamentarischen Anfrage an die italienische Regierung gerichtet:
http://www.vita.it/mondo/migranti/naufragio-2-agosto-beni-pd-deposita-un-interrogazione-parlamentare.html

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