20. März 2014 · Kommentare deaktiviert für Lampedusa: „Mare Nostrum: Strom der Bootsflüchtlinge reisst nicht ab“ – NZZ · Kategorien: Italien, Libyen, Syrien · Tags: , , , ,

«Mare Nostrum»: Strom der Bootsflüchtlinge reisst nicht ab

Nikos Tzermias, Rom

[…] Italiens Marine hat seit dem vergangenen Oktober mehr als 10 000 Bootsflüchtlinge gerettet, die trotz Kälte und Sturmgefahr die Fahrt über das Mittelmeer wagten. Ist die italienische Rettungsoperation «Mare Nostrum» kontraproduktiv?

Wie Italiens Marine am Mittwochmorgen mitteilte, konnte sie in den vergangenen zwei Tagen zusammen mit Einheiten der Küstenwache 2128 Migranten retten, die über die Meerenge zwischen Sizilien und Tunesien nach Europa zu gelangen versuchten. Damit hat sich die Zahl der von der Marine in den letzten fünf Monaten in Sicherheit gebrachten Bootsflüchtlinge auf 10 134 erhöht. Unter ihnen waren 713 Frauen und 1019 Minderjährige.

[…] Mit den Rettungsaktionen hat die Marine im vergangenen Oktober begonnen. Die Regierung in Rom hatte die Operation «Mare Nostrum» in Reaktion auf die tragischen Bootsunglücke beschlossen, bei denen im Herbst mehrere hundert Migranten ums Leben gekommen waren. An «Mare Nostrum» sind mindestens fünf Schiffe, vier Flugzeuge und vier Helikopter der Marine nebst den bisherigen Einheiten der Küstenwache und anderer Ordnungskräfte beteiligt.Im Oktober hatte die EU zudem die Inbetriebnahme des Überwachungssystems Eurosur European Border Surveillance System beschlossen, das im Dezember operativ wurde und neben dem ursprünglichen Ziel, illegale Einwanderung zu verhindern, auch der frühen Ortung von Bootsflüchtlingen und deren Rettung dienen soll. Kürzlich verabschiedete der Innenausschuss des EU-Parlaments ausserdem eine Verordnung, laut der die Mitarbeiter der EU-Grenzschutzagentur Frontex verpflichtet sind, in Seenot geratene Bootsflüchtlinge zu retten.

[…] Inwieweit der Grenzschutz und die Rettung von Migranten miteinander vereinbar sind, sorgt indes weiterhin für Kontroversen. Nichtregierungsorganisationen werfen Frontex und deren Mitgliedstaaten weiterhin vor, sich auf Kosten Asylsuchender immer noch auf die Bekämpfung der illegalen Immigration zu konzentrieren. Umstritten ist aber auch die rein humanitär ausgerichtete Operation «Mare Nostrum». Kritiker behaupten, dass die Rettungsaktionen der Marine für Migranten das Risiko einer Überquerung des Mittelmeeres reduziert hätten und von ihnen deshalb eine Sogwirkung ausgehe. Deshalb habe der Zustrom von Bootsflüchtlingen im Winterhalbjahr trotz Kälte und häufig tobenden Stürmen angehalten.

Vincent Cochetel, Direktor des Europa-Büros des Uno-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR [: …]. Der verstärkte Migrantenstrom übers Meer sei auch vorab auf die erhöhte Instabilität in Ursprungs- oder Transitländern wie Syrien, Ägypten oder Libyen sowie auf die verschärften Restriktionen an den Landgrenzen und an den Flughäfen der EU zurückzuführen. Laut dem UNHCR hat sich die Zahl der Bootsflüchtlinge 2013 auf fast 60 000 erhöht und damit gegenüber 2012 verdreifacht.“

via «Mare Nostrum»: Strom der Bootsflüchtlinge reisst nicht ab – Auslandnachrichten Nachrichten – NZZ.ch.

siehe auch:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/zweitausend-fluechtlinge-vor-italiens-kuesten-gerettet-a-959700.html

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