Das Internetportal Nawaat veröffentlicht einen Aufruf zur Selbstorganisation – gegen die aktuelle Regierung, aber auch gegen das Bündnis von ehemaligen Kommunisten und anderen Parteien mit den Ben-Ali-Partei- und Staats-Resten. In den letzten Wochen war es zu einer gemeinsamen Frontbildung der linken „Front Populaire“-Spitze mit der konservativen, von Ben-Ali-Parteifunktionären durchsetzten „Nidaa Tunes“ gegen die Ennahda-Regierung gekommen. Ideologisch beruft sich das Bündnis auf eine säkulare Lagerbildung gegen die islamistische Regierung. In der Realität stimmt diese Grenzziehung nicht: Denn es gibt sowohl in der Opposition islamistische Gruppen wie auch in der Regierung säkulare Parteien. Die Lagerbildung entspricht eher der alten Konstellation unter Ben Ali: Auf der einen Seite die Ben-Ali-Funktionäre und eine gesteuerte Opposition, auf der anderen Seite diejenigen, die ins Gefängnis gesperrt wurden oder ins Exil geflüchtet waren.
Die Arabellion, die in Tunesien am 17. Dezember 2010 anfing, hatte jedoch andere Protagonisten: Es waren die Armen, die Jugendlichen, die Arbeitslosen, die sich in neuen Bewegungen auf der Straße zusammenschlossen.
Mit dem jetzigen Aufruf melden sich Stimmen zu Wort, die mit diesem Kurs der „Front Populaire“ nicht einverstanden sind. Sie rufen zur Selbstorganisation auf, zur Bildung von Räten in allen gesellschaftlichen Bereichen. Ihr Programm ist sozialrevolutionär: Sie setzen die Armut der Vororte und des Landesinneren wieder ganz nach vorn auf die Agenda der Mobilisierung.
http://nawaat.org/portail/2013/07/30/les-vrais-dangers-qui-guettent-le-front-populaire/
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