Liebe AbonnentInnen des Newsletters, liebe Syrien-Interessierte,
vergangene Woche setzte die UN erneut einen Spendenaufruf für Syrien an die internationale Gemeinschaft ab. 5 Miliarden Dollar werden benötigt, um bis zu 10 Millionen Syrer zu versorgen. Dieser Aufruf sei der größte internationale Hilfsappell bis dato, so der ORF (http://orf.at/stories/2186220/). Bis Jahresende werden wohl knapp 7 Millionen Syrer im Land sowie bis zu 3,5 Millionen Auslandsflüchtlinge auf Hilfe von außen angewiesen sein – dies entspricht rund 50% der syrischen Bevölkerung. Auch Ärzte ohne Grenzen forderte, die Hilfe für syrische (Binnen)Vertriebene aufzustocken. Ärzte ohne Grenzen ist bereits in Syrien aktiv und will das lokale Engagement ausbauen, s. http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/informieren/einsatzlaender/asien/syrien/index.html. Human Rights Watch warnt im neuesten Bericht, dass Syriens Kinder durch den Konflikt Monate, wenn nicht gar Jahre der Ausbildung verlieren: http://www.hrw.org/news/2013/06/05/syria-attacks-schools-endanger-students
Positiv bleibt, dass lokale AktivistInnen und zivilgesellschaftliche Gruppen in Syrien die aktuellen Nöte im Blick haben und angehen. Im Bereich der kommunalen Verwaltung und Infrastruktur, bei Bildung und Kinderbetreuung vollziehen sich vielerorts Initiativen. Schulungen in medizinischer Versorgung oder zivilem Engagement stehen bei vielen lokalen Komitees oder Gruppen auf der Agenda; die Vernetzung örtlicher Strukturen hilft bei Planung & Umsetzung. Beispiele finden Sie z.B. in unseren wöchentlichen Presseschauen (https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/) oder auf der Seite „Syria Untold“: http://www.syriauntold.com/en. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen neuen Medien in Syrien, z.B. wöchentliche Zeitungen oder monatliche Magazine; oder „SouriaLi“, ein Internetradio aus/für Syrien, das sich an alle Gruppen in Syrien wendet: http://www.syriauntold.com/en/story/2013/06/07/3358
Das Team von Adopt a Revolution hat sehr gefreut, dass sich sowohl online als auch bei Blockupy in Frankfurt Interessierte mit der syrischen Revolution solidarisch zeigten und dies per Plakat festhielten. Wir sagen danke! Eine Auswahl der Solidaritätsplakate aus Frankfurt haben wir bei Facebook online gestellt: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.466475996775507.1073741826.189741544448955
Nach wochenlangen Kämpfen um die Stadt Qusayr an der libanesisch-syrischen Grenze ist der Ort nun zerstört und wieder in Regierungshand. Dass die libanesische Hisbollah völlig selbstverständlich mit der syrischen Armee agiert, zeigen Berichte der BBC: http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-22817561. Die Reporterin schließt, der schwierigste Aspekt des Wiederaufbaus werde die Schaffung von Vertrauen zwischen den einzelnen syrischen Gruppen sein. Dass der Libanon durch die offenen Kampfhandlungen der Hisbollah auch in eigene Konflikte abdriftet, zeigte sich erst am Wochenende. Vorrangig schiitische Gruppen wandten sich vor der iranischen Botschaft in Beirut gegen die Aktivitäten der ebenfalls schiitischen Hisbollah in Syrien. Das Resultat: ein Toter und zahlreiche Verletzte – Hisbollah-nahe Schläger gingen auc mit Schusswaffen auf die friedlichen Protestierenden los.
Unsere Presseschauen (https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/) beleuchten u.a. diese Themen:
– Frauenzentrum in Tell Abyad: viele Projekte, politische Partizipation jedoch außer Frage?
– Aktivist aus Aleppo: eigene Sicht auf die „verlorene Revolution“ – Stadt versus Land
– „Where the war still echoes“: Flüchtlinge und der zermürbende „Alltag“ im Exil
– (filmische) Dokumente syrischer PälastinenserInnen: die Baath, das Camp Yarmouk und der Mig-Jet
– zur Bedeutung von Qusayr: Situation der Hisbollah; Stabilität des Libanon; Verhandlungen für Syrien unmöglich?
– die türkischen Proteste in syrischen pro-Regime-Medien: Erdogan muss abdanken, keine Gewalt gegen Demonstranten!
– politische Ökonomie der Entführungen: neues „Business“ in Syrien
– Blick in die Zukunft: Sicherheitsgarantien für alle Gruppen notwendig
International halten die Diskussionen um Bewaffnung der Konfliktparteien, Chemiewaffen, Verhandlungen über eine politische Lösung etc. an. Desillusioniert zeigen sich die AktivistInnen in Syrien und die Teilnehmer der Freitagsdemonstrationen (über 100 Demonstrationen im Land). Die LCCs bieten Eindrücke unter: https://www.facebook.com/LCCSy/notes. Die Gebiete um Qusayr und Ghouta (östliches Damaskus) sind derzeit umlagert – ihnen galt die Solidarität. Aus Saqba, einem umkämpften Ort der Ghouta, kommt dieser musikalische Protest: http://www.youtube.com/watch?v=oAfr8bGQyI0&feature=youtu.be. Hier Musik und Gesang auch aus Amuda (http://www.youtube.com/watch?v=COhzSaKwv3A&feature=youtu.be) und Aleppo (http://www.youtube.com/watch?v=76Z_pVEi32o&feature=youtu.be). Ein besonderes Zeichen der Solidarität verfasste Kafranbel für alle Inhaftierten: „Alle Liebe und Hoffnung (aus Kafranbel)“, https://www.facebook.com/photo.php?fbid=670099153017224&set=a.670099053017234.1073742173.217848338242310&type=3&theater. Kafranbel dankte Obama zudem ironisch für sein beherztes Eingreifen in Qusayr: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=670099323017207&set=a.670099053017234.1073742173.217848338242310&type=3&permPage=1
Ein Demonstrant aus Hassakeh beklagt die internationale Gleichgültigkeit über Qusayr:
„Qusayr ist nicht gefallen – aber das Gewissen der internationalen Gemeinschaft“, 07.06.2013
Mit den besten Grüßen,
das Adopt a Revolution-Team
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