29. Mai 2013 · Kommentare deaktiviert für Flüchtlingsprotest Eisenhüttenstadt – tschadischer Flüchtling: Selbstmord – Demo 03.06.2012 · Kategorien: Deutschland · Tags: ,

„Gestern, am 28.05. hat sich ein junger Mann aus dem Tschad, der seit zwei Monaten in der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt leben musste, das Leben genommen. Andere Geflüchtete aus dem Lager berichten, dass sich der 21 jährige kaum aus seinem Zimmer bewegt hat, insbesondere da ihm die notwendige medizinische Betreuung vorenthalten wurde. Am Montag, den 03.06. soll eine Demo in Eisenhüttenstadt stattfinden, zu der wir nun um so dringlicher Aufrufen! Den fürchterlichen (Lebens-)Bedingungen im Lager muss ein Ende gesetzt werden! Hier der Aufruf der protestierenden Geflüchteten:

Refugee Protest Demo in Eisenhüttenstadt
Against Lager, Residenzpflicht & Deportation

Monday, 03.06.2013, 4pm at the „Erstaufnahmelager“ Eisenhüttenstadt

[en]

In Eisenhüttenstadt there is the „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber“, the central refugee camp, in Brandenburg. That means that every refugee that is seeking asylum in Brandenburg is sent to the lager in Eisenhüttenstadt, where they have to live during their asylum process until they get transfered to another lager in Brandenburg or deported. Part of the lager is a deportation prison where rejected asylum seekers are brought to to deport them directly.

Governed by a security company named B.O.S.S., the situation is increasingly bad: the rooms are crowded, the toilet and shower rooms are poor and dirty. The refugees are kept away from necessary information. There is security staff everywhere. Refugees are isolated in the camp, for the majority of them it’s not allowed to travel to Frankfurt or Berlin for a lawyer or councelling center without applying for a special permission, because of the „Residenzpflicht“. The refugees cannot select what they want to eat because every day they get the same bad food in a canteen in the lager. People are deported right from their rooms, in front of the others, deportations can happen everytime. That caused an atmosphere of fear in the whole camp.

If refugees are ill, one of the two nurses, called „Schwester Sabine“, is screaming to them, asking them why they don’t speak German. Who complains about this racist treatment gets a visit from the lager staff that tell them not to complain. Just a few days ago, a woman was pressured to abort her unborn child, telling her that the three children she already has would have been enough and that she only would have got pregnant to prevent a deportation!

Because of all these facts, we call out for a demonstration in Eisenhüttenstadt and demand:

  • Stop deportations! Abolish the deportation prison!
  • Better healthcare and sanitation!
  • Access to independent information! / Stop keeping information away!
  • Freedom of movement – abolish Residenzpflicht!
  • Stop police controls around the camp!
  • Better food – or money so that we can buy our own food!

Meeting point in Berlin to go by train to the demonstration in Eisenhüttenstadt: 1pm, Ostbahnhof, platform 2

Subseqeunt entry to the call:
On 28th May a 21 year old refugee committed Suicide in the Lager of Eisenhüttenstadt.

In solidarity

[de]

In Eisenhüttenstadt befindet sich die „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber“ in Brandenburg. Das bedeutet, dass jeder Flüchtling, der in Brandenburg einen Asylantrag stellt, ins Lager in Eisenhüttenstadt geschickt wird, wo er oder sie während des Asylverfahrens leben muss, bis er oder sie entweder in ein anderes Brandenburger Lager umverteilt oder aber abgeschoben wird. Teil des Lagers ist ein Abschiebegefängnis, wo abgelehnte Asylbewerber_innen eingesperrt werden, um sie direkt abzuschieben.

Unter der Trägerschaft einer Sicherheits- und Wachschutzfirma namens B.O.S.S. ist die Situation im Lager zunehmend schlecht: die Räumlichkeiten sind überfüllt, die Toiletten- und Duschräume sind zu knapp und schmutzig. Den Flüchtlingen werden nötige Informationen vorenthalten. Security-Mitarbeiter sind überall. Die Flüchtlinge sind isoliert im Lager, für viele von ihnen ist es – wegen der „Residenzpflicht“ – nicht erlaubt, nach Frankfurt oder Berlin zu fahren, um etwa eine Anwältin oder eine Beratungsstelle aufzusuchen, ohne dafür eine spezielle Erlaubnis zu beantragen. Die Flüchtlinge können nicht wählen, was sie essen möchten, da es jeden Tag das gleiche, schlechte Essen in der Heimkantine gibt. Menschen werden direkt aus ihren Zimmern abgeschoben, vor den Augen der anderen, Abschiebungen können jederzeit stattfinden. Das erzeugt eine Atmosphäre der Angst im ganzen Lager.

Kranke Flüchtlinge werden von einer der beiden Krankenschwestern, „Schwester Sabine“, angeschrien, warum sie kein Deutsch sprechen würden. Wer sich über diese rassistische Behandlung beschwert, bekommt Besuch von Lagermitarbeiter_innen, die sagen, dass sie sich nicht beschweren sollen. Erst vor wenigen Tagen wurde eine Frau unter Druck gesetzt, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen, indem ihr gesagt wurde, sie habe doch schon drei Kinder und das seien genug, und sie sei doch nur schwanger geworden, um eine Abschiebung zu verhindern.

Aufgrund all dieser Tatsachen rufen wir zu einer Demonstration in Eisenhüttenstadt auf und fordern:

  • – Abschiebungen stoppen! Den Abschiebeknast abschaffen!
  • Bessere Gesundheitsversorgung und Sanitäranlagen!
  • Zugang zu notwendigen unabhängigen Informationen! / Keine Infos vorenthalten!
  • Bewegungsfreiheit – Residenzpflicht (ganz) abschaffen!
  • Keine Polizeikontrollen um das Lager herum!
  • Besseres Essen – oder Geld, so dass wir uns unser Essen selbst kaufen können!

Treffpunkt, um gemeinsam von Berlin aus zur Demo in Eisenhüttenstadt zu fahren: 13.00 Uhr im Ostbahnhof, Gleis 2

Nachtrag zum Aufruf:
Am 28. Mai 2013 nahm sich ein 21 jähriger Flüchling im Lager Eisenhüttenstadt das Leben.

In Solidarität

Kommentare geschlossen.