nzz 28.05.2013:

„Bosniens Mühe mit dem Leben der «Anderen»

[…] Für Schlagzeilen sorgte im Oktober ein Testlauf zur Volkszählung. Laut lokalen Medienberichten deklarierten sich nämlich unerwartet hohe 35 Prozent der Befragten als Bosnier-Herzegowiner. Damit hätte die Gruppe der «Anderen» ein grösseres Gewicht als die Kroaten und allenfalls auch die Serben. Zwar dementiert Milinovic die Richtigkeit solcher Berichte. Dennoch wird in Bosnien seit Monaten das Undenkbare zu denken gewagt: Was wäre, wenn sich ein grosser Teil der Bevölkerung bei der Volkszählung keiner der drei konstitutiven Ethnien zuordnen würde? Was wäre, wenn sich Muslime nicht mehr als Bosnjaken, Katholiken nicht als Kroaten und Orthodoxe nicht als Serben bezeichnen würden? Die Idee eines ethnischen Föderalismus, basierend auf nur drei Volksgruppen, liesse sich dann kaum noch rechtfertigen. […]“