22. April 2013 · Kommentare deaktiviert für adopt@revolution, Newsletter 21.04.2013 · Kategorien: Syrien · Tags:

Liebe Syrien-Interessierte, liebe AbonnentInnen des Newsletters,

in Istanbul fand ein weiteres Treffen der „Freunde Syriens“ statt, an dem sich u.a. elf Außenminister beteiligten. Für die syrische Nationale Koalition (NK) nahm der Vorsitzende Moaz al-Khatib teil. Die NK hatte hohe Erwartungen an Istanbul geknüpft, wurde jedoch abermals in den meisten Forderungen enttäuscht. Direkte Waffenlieferungen und militärische Assistenz werden weiterhin verwehrt, auch wenn der Opposition kryptisch nicht-militärische Güter und Finanzhilfen versprochen werden. Die vertretenen Außenminister seien aber trotzdem übereingekommen, dass nur Verhandlungen den Konflikt in Syrien beilegen können, schreibt tagesschau. Die Türkei verlangte die Einrichtung humanitärer Korridore, um syrische Bedürftige vor Ort versorgen zu können – erneut abgelehnt. US-Außenminister Kerry forderte die Sammlung von einer Milliarde Dollar für humanitäre Hilfe, einige Zusagen wurden dahingehend in Istanbul gemacht. Die NK hat sich auf westlichen Druck zudem von radikalen Kräften vor Ort, z.B. der Jabhat al-Nusra, distanziert.

Das Treffen von Istanbul reiht sich ein in die PR-wirksamen Treffen, die für Syrer vor Ort und im Exil kaum Verbesserungen schaffen. Guido Westerwelle wird trotzdem nicht müde, das deutsche „Engagement“ schönzureden. Deutschland sei zweitgrößtes Geberland humanitärer Hilfe und habe erst kürzlich 36 Schwerverletzte nach Deutschland ausgeflogen. Rupert Neudeck sowie vor Ort arbeitende deutsche Journalisten schildern jedoch immer wieder, dass von westlicher humanitärer Hilfe in Syrien selbst nichts zu spüren sei. Islamistische Kräfte leisten oft die einzig wahrnehmbare Hilfe vor Ort – ein Dilemma, das den Syrern erneute Vorwürfe des Westens in Punkto Radikalität einbringt.

Wichtige UN-Organisationen haben letzte Woche vor der rasant wachsenden Katastrophe in Syrien gewarnt: 5,5 Millionen Syrer sind bereits aktuell auf Nothilfe angewiesen. Der Exodus aus Syrien wird anhalten, die Mittel der UN schwinden zunehmend und die Gefahren der Versorgung in Syrien steigen.  Die UN droht deshalb: Bald könne die Versorgung der bedürftigen Syrer in Teilen zum Erliegen kommen. Die UN-Organisationen fordern deshalb alle beteiligten Kräfte und Staaten auf: Löst den Konflikt in Syrien! Der UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge sieht die größte humanitäre Krise der UNO in Syrien und den Anrainerstaaten heraufziehen. Bis Ende des Jahres könnten 10 Mio. Syrer – also ca. die Hälfte der Bevölkerung – auf Hilfe angewiesen sein.

Wie die Dinge in Syrien stehen, wie sich die Revolution überhaupt entwickelte, wie man aus Deutschland helfen kann: All dies sind/waren Themen der aktuellen Veranstaltungstour „Frauen in der Syrischen Revolution“ von Adopt a Revolution. Die letzte Veranstaltung findet am heutigen Montag, 22.04., in München statt. Details zu Ort und Zeit finden sich hier: https://www.adoptrevolution.org/tour-13/. Genaueres über die Themen der letzten 9 Veranstaltungen, die Eindrücke der syrischen AktivistInnen und des Adopt-Teams können Sie auf dem aktualisierten Tourblog nachlesen: https://www.adoptrevolution.org/tourblog-zwischen-aufbruch-und-verzweiflung-wie-weiter-in-syrien/. Das AaR-Team sowie die AktivistInnen hoffen, dass die vielen Interessierten einen persönlichen und verständlichen Einblick nach Syrien erhalten haben. Wir bedanken uns für das Interesse.

Unsere wöchentliche Presseschau unter https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/ informiert u.a. über folgende Themen:

  • erneute Generalamnestie in Syrien: begrenzte Auswirkung
  • Public Commission for Civil Defense in Daraa: Aufbau ziviler Strukturen
  • Wie blickt die Welt auf Syrien: Revolution, Bürgerkrieg oder Stellvertreterkrieg?
  • Lockerung des EU-Ölembargos zu Gunsten der syrischen Opposition?
  • „Willkommen im Islamischen Staat Syrien“?: Al-Qaida in Syrien und zivile Gegenwehr
  • friedliche AktivistInnen in Syrien: zwischen Ernüchterung, Optimismus & Glück, Entfremden und Gefahren
  • John Kerry und Bashar al-Assad: einig in Angst vor „Zerfall Syriens“
  • neues Assad-Interview: „Islamisten-Karte“ und Kampf bis zum Sieg als Parole

Unser Partnernetzwerk der LCCs hat am vergangenen Freitag rund 200 Demonstrationen in ganz Syrien gezählt. Ein besonderes Plakat stammte wieder aus Kafranbel, in dem die lokalen Aktivisten den Menschen in Boston ihre Kondolenz erwiesen. Das Tolle: Sie erhielten sogar eine Antwort per Plakat aus Boston. Beide Plakate sind hier anzuschauen: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=446728025416971&set=a.194756363947473.45341.189741544448955&type=1&theater. Die Demonstranten aus Hass (Provinz Idlib) wünschen neben dem Sturz Assads auch den all jener, die sich an der Lage in Syrien bereichern: „Es stürzen die Waffenhändler, die Schmuggler antiker Güter, die Frauenhändler; diejenigen, die mit dem Namen der Religion handeln; es stürzen all die, die auf Kosten der Syrer Geschäfte machen.“: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=500984409961349&set=a.178470582212735.45854.177009252358868&type=1&theater. Eindrucksvolle Bilder vom Protest in Aleppos Viertel Bustan al-Qasr gibt es hier anzuschauen: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.447532742005461.1073741850.291990414226362&type=1. Die Demonstranten richten u.a. Forderungen an die internationale Gemeinschaft, in Syrien nicht wegzuschauen – sie versichern aber auch, dass nur die Syrer das Schicksal Syriens in der Hand haben. Dies richtet sich auch gegen die Pläne internationaler Jihadisten in Syrien. Und auch hier präsent: Frauen im Protest samt ihren Forderungen.

Mit besten Grüßen,
das Adopt a Revolution-Team

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