Liebe Syrien-Interessierte, liebe AbonnentInnen des Newsletters,
am 21. Februar erschütterten mehrere Explosionen das Zentrum von Damaskus. Die Folgen waren verheerend, es starben Dutzende Menschen. Auf unserem Blog haben wir zu den Explosionen Pressemitteilungen der Nationalen Koalition und der Lokalen Koordinations-Komitees (LCC) dokumentiert: https://www.adoptrevolution.org/explosionen-in-damaskus-dokumentierte-pressemitteilungen/. Die Nationale Koalition wirft dem Regime u.a. vor, die Türen für Anarchie in Syrien geöffnet zu haben. Erfreulich: Direkt am Freitag nach den Anschlägen fanden laut LCC Hunderte Demos im ganzen Land statt. Für die Aktivisten sei weiterhin nichts als der Sturz des Regimes akzeptabel.
Auch diese Woche war Syrien Thema zahlreicher Vier-Augen-Gespräche und internationaler Konferenzen. Ersichtlich wird allerdings die anhaltende Ratlosigkeit, wie die internationalen Differenzen zu überwinden seien. Jede Partei versichert, eine politische Lösung für Syrien sei das gemeinsame Ziel. Verschwiegen wird: Im Kern sind sich Russland und USA sowie die EU uneins wie eh und je. Derweil fühlen sich die Syrer als klarer Verlierer dieser Wohlfühldiplomatie ohne Ergebnisse.
Am Donnerstag trafen sich die „Freunde Syriens“ in Rom, um mögliche Hilfen für die Opposition auszuloten. Nach einer Absage konnte die Nationale Koalition doch überzeugt werden, an der Konferenz teilzunehmen. Am Ende war ihr Vorsitzender Moaz al-Khatib schwer enttäuscht. Nicht nur verwehren die USA und EU weiterhin jegliche (direkte) Waffenlieferungen an die mit der Koalition alliierten Rebellen, auch wurden die benötigten finanziellen Mittel für den Aufbau einer Übergangsregierung nicht zugesagt. Zwar versprachen die USA 60 Millionen Dollar für humanitäre Zwecke sowie „nicht-tödliche“ logistische Hilfe. Dieser finanzielle Betrag ist allerdings nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein; wie die NZZ schrieb, sei damit kein Staat zu machen. Dabei wäre es so wichtig, humanitäre Hilfe in Syrien zu leisten. Vielmehr zählt es jedoch, dem Regime in Damaskus und entstehenden islamistischen Regimen in Nordsyrien eine ernsthafte Alternative von Staatlichkeit entgegenzusetzen. Dies scheint den Gebern und „Freunden Syriens“ nicht klar zu sein. Mehr dazu finden Sie in unserer wöchentlichen Presseschau (s. Link unten).
Unsere wöchentliche englischsprachige Netzschau informiert über Folgendes:
- Libanons Sorge über den Ansturm syrischer Flüchtlinge
- Kristin Helberg: Die Zeit der Vorsicht ist vorbei – Europa sollte handeln
- die Syrien-Politik der USA: zuschauen und hoffen
- Eindrücke aus Assads Armee: Interview mit desertiertem Leutnant
Weiterlesen können Sie unter: https://www.adoptrevolution.org/en/media-roundup-syria-feb-25th/
Ebenfalls auf dem Laufenden halten Sie unsere deutschen Netzschauen: https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/. Themen dieser Woche u.a.:
- Kroatische Waffen an Rebellen geliefert, doch von wem genau: Saudi-Arabien, USA, Israel, Jordanien?
- USA wollen Rebellen unterstützen, aber (offiziell) keine Waffen liefern
- Human Rights Watch: Eskalation der Tötungstaktik durch das Regime
- Mohamed Masalmeh: Wirken eines Bürgerjournalisten in Daraa
- UN von Flüchtlingsansturm überfordert – Hilfe bleibt aus
- Eindrücke aus Aleppo
Zudem protestierten diese Woche Schüler im südsyrischen Suwaida zahlreich und schwungvoll, hier das Video: http://www.youtube.com/watch?v=dCLJ4SQ17QE
Zum Aspekt „nicht-tödlicher“ Unterstützung hat sich Kafranbel am Freitag eigene Gedanken gemacht und die US-gesponserte Panzerfalle entworfen: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=472273696159819&set=a.472273086159880.1073741825.183834915003700&type=1&theater
Aus Aleppo kommt folgendes kreative Plakat: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=425516134207122&set=a.425509584207777.1073741825.291990414226362&type=3&theater. „This is“ lässt darunter den Blick auf einen freitäglichen Protest frei, in den Umrissen Syriens. Darunter: „Syrien den Syrern“. Auf dem roten Spruchband im „Guckloch“: „Wir werden keinem Staat zustimmen, der nicht den Willen des Volkes respektiert.“
Mit besten Grüßen,
das Adopt a Revolution-Team