03. Dezember 2012 · Kommentare deaktiviert für Film „Sie, wir und die Harraga“ · Kategorien: Algerien · Tags: ,

Sonntag, 09.12.2012

Jenseits des Miserabilismus – sie, wir & die Harraga
Brigitta Kuster im Dialog mit Helmut Dietrich
18:00 Uhr

De sable et de sang
Vom Sand und vom Blut
F/MRE 2012, R: Michel Le Thomas, K: Alain und Michel Le Thomas, Hamid, Mitwirkender: René Vautier, 27′    Beta SP, OmU

El Berrani
Der Fremde
ALG 2010, R: Aboubakar Hamzi, 25’    BetaSP, OmeU

Les trois cousins
Die drei Cousins
F 1970, R: René Vautier, 20′    35 mm, OmU

In einem Gespräch mit Filmen und Filmausschnitten greifen Helmut Dietrich und Brigitta Kuster das Motiv der Mittelmeerüberquerungen auf und beleuchten dabei Aspekte wie transnationale Netzwerke und post-internationalistische soziale Bewegungen (Counter-Surveillance und die Ansätze des aktivistischen Projekts Boats 4 People auf dem westlichen Mittelmeer (http://boats4people.org)), sowie das populäre Repertoire und kulturelle Archive der Harraga (so die arabische Bezeichnung für jene, die die Überfahrt wagen).


Das Programm beginnt mit einer Geschichte des Scheiterns. In mehrfacher Hinsicht handelt De sable et de sang vom Wunsch nach Egalität, nach Begegnungen auf Augenhöhe, aber auch von unterbrochenen Kontakten. „Hier, so kommt es mir vor, habe ich meine Überzeugungen, die auf dem Dialog zwischen den Leuten gründen, mit denen man im Kontakt war, ein bisschen verraten“, so René Vautier im Film. Im Rahmen eines Austauschprojektes zwischen den Städten Akjoujt und Sevran sind Vautier und der Kameramann Le Thomas vor mehr als zwanzig Jahren von Frankreich nach Mauretanien gereist. Hamid, den sie dort kennengelernt haben, hat das Leben in Akjoujt über die folgenden Jahre mit einer Kamera aufgenommen, die Vautier ihm bei der Abreise zurückgelassen hat. Hamid schickte die Filmrollen nach Frankreich, wo sie lange Zeit ungesehen geblieben sind. Erst als die Kamera, in die Vautiers Namen eingraviert war, in einem aufblasbaren Sack von der spanischen Grenzpolizei aufgefunden worden ist, werden Hamids Filmrollen entwickelt.


El Berrani portraitiert Freunde des Filmemachers in Oran: Künstler, Rapper und Anwärter von Harraga. Sie geben dem Prozess, fremd zu werden, Ausdruck – bereit werden, sich auf und davon zu machen.


Les trois cousins entstand aus langen Diskussionen mit migrantischen Arbeitern und Arbeiterinnen unter der Prämisse: „Es kommt nicht in Frage, das Elend zu zeigen, um zu vermitteln, wie wir leben. Wir brauchen kein Mitleid.” Am Ende dieser Fabel über den Lebensalltag im Frankreich der 1960er Jahre steht ein Unfall, der in den Bidonvilles nicht selten war, am Beginn des Films jedoch der Aufbruch: Vor ihrer Abreise aus Algerien lassen sich Mohamed (gespielt von Mohamed Zinet), Farouk und Hamid fotografieren. (bk)

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