Externalisierung und Krieg: Kriegerische Auseinandersetzungen in Süd-Libyen
Seit Wochen toben bewaffnete Kämpfe in und um die südlichen libyschen Wüstenstädte. Jetzt hat die libysche Übergangsregierung für die Stadt Sebha ein Waffenstillstand angekündigt, nach bereits 147 Toten und 395 Verletzten in der Stadt. In der Zeitungssprache werden die verfeindeten Parteien als „Toubou“, d.i. die Dunkelhäutigen der Region, und als „Araber“ unterschieden. Die „Toubou“ seien dabei, die Städte anzugreifen und einzunehmen. In den Städten präsentierten die „Araber“ gefangene „Milizionäre“ aus dem Tschad und aus anderen afrikanischen Ländern.
Im letzten Jahrzehnt haben die Sahara-Städte nicht nur in Libyen einen rasanten Wandel erlebt. Sie haben sich zum Teil um das Zehn- oder Hundertfache vergrößert. Die Autochthonen stellen keine homogene Gruppe dar, sondern setzen sich aus NordafrikanerInnen, Tuareg, Nachkommen von Sklaven, aus urbanen Schichten wie aus Nomaden zusammen. Mit der Globalisierung und der wachsenden Bedeutung der Nord-Süd-Verkehrswege siedelten sich Bevölkerungen aus dem Norden, vor allem aber aus den weiter südlich gelegenen Ländern in diesen Städten an.
In aktuellen Zeitungsberichten bezeichnen die Toubou die kriegerischen Auseinandersetzungen als „ethnische Säuberungen“ und als Kampf um Migrationspolitik. Die „Araber“ würden versuchen, die Verkehrswege der Transitmigration zu blockieren.
Der UNHCR hat kürzlich davor gewarnt, dass in Libyen eine Bevölkerungsgruppe von Staatenlosen entstehen könnte.
Die Vorverlagerung der Abschottung Europas fördert derzeit eine Tendenz in Richtung Krieg in der Sahara.
Helmut Dietrich
Ein aktueller Bericht, gestützt auf AFP: