15. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht Tunis: Angehörige Verschwundener · Kategorien: Tunesien · Tags: , , , ,

Treffen mit den Angehörigen der Verschwundenen

Tunis 9.7.2012

Eine Gruppe von etwa 10 Frauen des Boats4People Projektes traf sich am ersten Projekttag in Tunis mit einer Gruppe von Müttern, Ehefrauen und Schwestern (und zwei Vätern), sowie mit Frauen des italienischen feministischen Kollektivs »Il Venticinque Undici« (die „25 11“, benannt nach dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen). Es ging einerseits um ihre Kämpfe und Forderungen und andererseits um Aktionsideen für die Woche. Weiterlesen »

13. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Protest in Hamburg · Kategorien: Deutschland · Tags: ,

Boats4people auch in Hamburg

Die Boats4People AktivistInnen in Tunesien protestieren gegen das Sterben im Mittelmeer. Wir in Hamburg auch.
Mit mehr als 80 Leuten und diversen Tretbooten und Kanus auf der Alster demonstrierten wir heute in der Hamburger Innenstadt unsere Solidarität mit Boats4People, mit den Aktionen, Workshops und Demos, die gegenwärtig in Tunesien stattfinden. Ein 20 meter großes Transparent wurde auf der Alster gehisst: Boats4People statt Frontex. Eine Kundgebung an Land informierte die zahlreich vorbeilaufenden Menschen.
Seit fast zwei Wochen sind AktivistInnen aus verschiedenen europäischen und afrikanischen Ländern zunächst in Italien und seit einer Woche in Tunesien unterwegs, um gegen das Sterben von Flüchtlingen und MigrantInnen im Mittelmeer zu demonstrieren, um zusammenzukommen und zu protestieren. Die EU-Abschottungspolitik, mit ihrem mörderischsten Ausdruck Frontex ist verantwortlich für Tausende Tote im Mittelmeer in den vergangenen Jahren. Europa macht seine Grenzen dicht, Frontex schützt diese Grenzen und die Menschen müssen auf immer gefährlicheren Wegen versuchen, nach Europa zu kommen.
Wir drücken unsere Solidarität mit den boats4people-Protesten aus und unsere Solidarität mit all denen, die die Grenzen zu überwinden versuchen.
Stoppt das Sterben im Mittelmeer! Abolish Frontex! Boats4People! No-one-is-illegal!

fotos und text:
http://kein-mensch-ist-illegal-hh.blogspot.de/

12. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für Schiffstragödie 55 tote Boat-people – Presseecho (1) · Kategorien: Eritrea, Italien, Libyen, Tunesien · Tags: , , , , , ,

Frankfurter Rundschau 13.07.2012
Flüchtlinge Mittelmeer. Alle in einem Boot
Von Thomas Schmid
„Zwei Schwestern und der ältere Bruder von Abbas […] ertranken im Mittelmeer. Nur er überlebte.
Ein fast schon alltäglicher Vorfall: Im Mittelmeer ertranken 55 Flüchtlinge. Aber diesmal ist eins anders: Einer überlebte – und legt Zeugnis ab.“

Vollständiger Artikel:

http://www.fr-online.de/meinung/fluechtlinge-mittelmeer-alle-in-einem-boot,1472602,16609020.html

12. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Kommuniqué Nr. 6 · Kategorien: Tunesien · Tags: ,

B4p Kommuniqué Nr 6 DE

Boats 4 PeopleKommuniqué Nr. 6

In Tunesien gemeinsam für die Bewegungsfreiheit!

Nach einem Beobachtungsaufenthalt auf der süditalienischen Insel Pantelleria ist das Schiff Oloferne, das die erste Aktion von Boats4people voranbringt, am Mittwoch, 10. Juli 2012, im Hafen von Monastir angekommen. Gleichzeitig sind zwei Delegationen von Boats4people nach Tunesien gefahren. Eine hat sich zum Krankenhaus in Zarzis aufgemacht, um den einzigen Überlebenden des Schiffsunglücks von über 50 Flüchtlingen vor Libyen zu treffen. Die zweite Delegation ist zum Lager Choucha gefahren, um dort die Forderungen der Flüchtlinge aufzunehmen. Die Aussagen des Überlebenden und diese Forderungen werden auf das Vorbereitungstreffen des Weltsozialforums gebracht, das vom 12. bis 17. Juli in Monastir tagt.

Der 13. Juli wird dort der Migration gewidmet sein, und wir werden eine Vollversammlung des Vorbreitungstreffens zu den Themen Grenzschließung und Bewegungsfreiheit abhalten. Auf diese Versammlung folgen zwei Workshops zur Mobilisierung von Flüchtlingen und MigrantInnen im Maghreb und zu Mobilisierungen dagegen, dass an den Grenzen Flüchtlinge und MigrantInnen sterben oder verschwinden. All das läuft von 9:00 bis 17:30 Uhr an der Fakultät für Biotechnologie in Monastir.

Das Schiff Oloferne wird danach zur Stadt Ksibet el Mediouni weiterfahren, die für die zahlreichen Boots-Abfahrten Richtung europäischen Kontinent bekannt ist. Wir laden Sie zu einer Presse-konferenz ein, die am kommenden Freitag, 13. Juli, um 19:00 im Hafen Ksibet el Mediouni stattfinden wird.

Nach der Pressekonferenz wird es eine Aktion zum Gedenken an diejenigen geben, die im Meer gestorben oder verschwunden sind, und eine Filmvorführung mit Diskussion zum Thema.

Diese Konferenz wird die Gelegenheit bieten, nach den ersten Abschnitten der Boats4people-Kampagne im Jahr 2012 Bilanz zu ziehen und sie unter den beiden Themen der dramatischen Folgen der Grenzschließung sowie der Reisefreiheit auszuwerten.

Die Oloferne wird dann wieder in See stechen, zur letzten Etappe: nach Lampedusa.

Pressekontakte:

Alessandra Capodanno (Italienisch): + 216 95 83 13 38

Nicanor Haon (Spanisch / Englisch / Französisch): +216 52 70 18 71

Hamadi Zribi (Arabisch): + 216 20 16 97 15

Kontakt deutschsprachiges Presse-Team: b4p-de@so36.net

Handy Tunesien 00216 – 27 736 438

Helmut Dietrich 0049 – (0)176 358 77 605

Matthias Monroy Dieter A. Behr 0043 – 650 343 8378

Mehr Infos unter:

Twitter und Facebook:Boats 4 People

12. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Choucha Kurzbesuch · Kategorien: Nicht zugeordnet · Tags: , ,

– 9 Eritrean victims of the 1st July 2009 push-backs from Italy to Libya signed procuration letters to allow C. to represent them in a trial against the Italian state for compensation.

– The soldier that „asked“ the delegation to go out from the camp said that the decisional power is owned by IOM while the army has only the role of avoiding the entrance in the camp of unauthorized people.

– Everybody complained about the living conditions in the camp, especially for those that arrived in November/December and have not been registered yet, thus have no access to any food.

– A unaccompanied 16 years old guy from Bangladesh, victim of several push-backs, is in the camp and we should understand if we can do something about this.

– We went to Choucha today with our delegation, which is now 11 people. Although we came in 3 taxis and not at the same time, people working in the camp and military saw us and later talked to us, when we met with refugees we had called. After some polite discussion they said we are not allowed to go into the camp. Later we heard that the UNHCR had called the Ministry of Defense and they gave this order: no visits to Choucha without permission of the military. We said we only want to speak with refugees invited to the Forum in Monastir, and when the military wanted the names to bring them to us, we refused – we called them on our own!!! Nevertheless we could make a meeting outside the camp. Unfortunately only 3 of the refugees on the list of N. can/want to go to Monastir. Some have fear, some have other plans and two have resettlement to the USA on the 16th. So we discussed who else could come as representatives of the different countries and communities, and we have 8 persons now, among them 2 women. They all will get an invitation (N. sent it) and we will pick them up tomorrow at 11 at the camp with a small bus, organised by one of the refugees. Then we take collective taxis to Monastir.

12. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Video Interview mit dem einzigen Überlebenden des Boots mit 56 Flüchtlingen · Kategorien: Eritrea, Italien, Libyen, Tunesien · Tags: , , , , , , , ,

Aussage von Abbas […] – dem einzigen Überlebenden der Boot-Tragödie mit 56 Passagieren („Testimony of Abbas Satou – Sole survivor of 56 in migrant boat tragedy“)

von Charles Heller

Interview geführt am 11.07.2012 im Krankenhaus von Zarzis,

im Rahmen der Boats4People Kampagne und des ERC-geförderten Forensic Architecture Forschungsprojekts an der Goldsmiths University, London.

Interview von Lorenzo Pezzani, organisiert von Farouk Ben Lhiba und gefilmt von Charles Heller.

xxxx

Artikel des Guardian (11.07.2012), in dem auf das Interview von Boats4People eingegangen wird:

http://www.guardian.co.uk/world/2012/jul/11/asylum-seekers-dead-mediterranean-italy

11. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Monastir Programm · Kategorien: Tunesien · Tags: , ,

Quelques infos utiles sur Monastir.

12/07, à partir de 17h00-à Birat (Monastir) : ouverture des 5 jours de rencontres dans le cadre de la mobilisation pour le forum social mondial-Tunisie 2013 : prises de parole et concert

13/07 :
.9h00 -17h00  à l’institut supérieure de biotechnologie de Monastir-journée migration (voir le programme revu en pièce jointe)
. A partir de 17h : convoyage vers le port de Ksibet Madiouni pour l’arrivée de la flotille Boats 4 People
. 19h : arrivée de la flottille et conférence de presse
. A partir de 20h : Performance, projection-débat, lancé de lanternes célestes en mémoire des disparu.e.s en mer, etc.

Detailliertes Programm:

Monastir Programme FR

11. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Kommunique Nr. 5 · Kategorien: Eritrea, Italien, Libyen, Tunesien · Tags: , , , , ,

Boats4People Kommuniqué Nr. 5

Eine Delegation trifft den einzigen Überlebenden der Schiffstragödie, die 55 Menschenleben gekostet hat

Zarzis, 11. Juli 2012

Ein Jahr und ein paar Monate nach dem Vorfall, der als „left-to-die-boat“ zu internationaler Empörung geführt hat, ist es zu einem neuen ähnlich dramatischen Vorfall gekommen. Das zeigt, dass trotz veränderter politischer Grosswetterlage weiterhin Flüchtlinge und MigrantInnen unter entsetzlichen Umständen im Mittelmeer sterben.

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11. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht Tunis 08.-10.07.2012 · Kategorien: Tunesien · Tags: ,

Boats4People-Bericht von der Station in Tunis (8. bis 10. Juli 2012)

Sonntag, 8. Juli: Rückschiebung verhindert und Koordinationstreffen
Der Tag begann morgens mit einer schlechten Nachricht: Unserem jungen senegalesischen Freund, der sich schon an der Westafrika-Karawane 2011 beteiligt hatte, wurde bei Ankunft aus Dakar von der Grenzpolizei am Flughafen in Tunis die Einreise verweigert. Er fiel unter den Generalverdacht gegenüber vielen subsaharischen Reisenden, sich angeblich nur zur Durch- bzw. Weiterreise nach Europa in Tunesien aufhalten zu wollen. Weder der Nachweis einer Hotelbuchung noch der wiederholte Hinweis auf seine Beteiligung am Treffen des Weltsozialforum konnte die Behörden zunächst umstimmen: unser Mitstreiter sollte am gleichen Abend wieder zurückgeschoben werden. Er saß sogar schon im Flugzeug nach Dakar, als durch die Präsenz und den Protest von einer Gruppe von B4P-AktivstInnen im Flughafen sowie schließlich mittels einer von einem Gewerkschafter offiziell überbrachten Einladung nach Monastir der senegalesische Freund in letzter Minute – und ohne Gepäck – doch noch einreisen konnte und seitdem Teil der transnationalen Reisegruppe ist.
Diese Gruppe war in Tunis nun auf ca. 50 Personen angewachsen und der Sonntag diente vor allem der Koordination und Vorbereitung der nächsten beiden Tage. Nach internen und informellen Treffen gab es abends eine gemeinsame Versammlung mit unseren tunesischen FreundInnen vom Psycho-Club. Dies ist eine Gruppe von vor allem Psychologie-StudentInnen, die sich am Boats4People-Projekt beteiligen und die u.a. selbst mehrfach in die Camps nach Choucha gereist waren, um die dortigen Flüchtlinge und MigrantInnen zu unterstützen. Psycho-Club hatte auch Räume und Workshops für eine kleine Konferenz am nächsten Tag vorbereitet.
Zudem beteiligten sich am Sonntag einige Frauen der B4P-Gruppe an einem Treffen einer italienischen Frauengruppe und tunesischen Müttern bzw. Angehörigen von Verschwundenen, die u.a. zusammen eine Protestwoche in Tunis vorbereiteten.

Montag, 9. Juli: Protest der Mütter und Konferenz
Um 10 Uhr war vor dem Ministerium für Soziales eine Kundgebung der Mütter von Verschwundenen angekündigt, und ein Teil der B4P-Gruppe beteiligte und unterstützte diesen Protest mit Transparenten und dem Verteilen unserer dazu passenden B4P-Flyer und Postkarten.
Leider hatten wir und auch der Psycho-Club zu kurzfristig von dieser Aktion erfahren, und für 10 Uhr (bis 14 Uhr) waren gleichzeitig die Räume für die Konferenz gebucht und diese auch öffentlich angekündigt. Insofern begann diese zur gleichen Zeit mit Workshops und Beiträgen über die EU-Migrationspolitik, deren Auswirkungen auf Länder wie Tunesien sowie zur Situation in den Lagern von Choucha. In einem zweiten Teil dieser Konferenz kamen dann bis zu 80 Leute – darunter rund 20 tunesische Interessierte – zu einer Versammlung zusammen, in der über Kämpfe und Widerstand gegen das Grenzregime berichtet und diskutiert wurde. Neben der Vorstellung von lokalen Protesten und von einigen transnationalen Projekten und Kampagnen ging es auch um das Verständnis von Kämpfen. Ist allein der Umstand, ein Harraga zu sein und damit ganz praktisch das Grenzregime zu unterwandern, nicht auch Kampf? Auch wenn sich diese soziale Bewegung nicht unmittelbar politisch artikuliert. Oder ist es weniger ein Kampf sondern eher Verzweiflung, sich „ins Meer zu stürzen“ und dabei womöglich zu sterben? Schließlich wurde die Frage einer gemeinsamen Kampagne zur Abschaffung der Visumspflicht im mediterranen Raum aufgeworfen sowie  aus unterschiedlichen Positionen die von der tunesischen Regierung aktuell beabsichtigte Grenz“öffnung“ (Erleichterung der Reisefreiheit und kommunales Wahlrecht) innerhalb des Maghreb kommentiert. Beides konnte aus Zeitmangel zum Ende der Konferenz leider nicht weitergehend diskutiert werden.

Dienstag, 10. Juli: vertiefende Debatte und Premiere des Theaterstückes
Am frühen Morgen reiste eine Delegation aus unserer B4P-Reisegruppe – mit 10 Aktiven aus 9 verschiedenen Ländern! – nach Choucha. Sie wollen dort die Anreise und Teilnahme von Flüchtlingen und MigrantInnen aus den Lagern beim Treffen des Weltsozialforums in Monastir koordinieren.
Die beiden Fragen am Ende der Konferenz vom Vortag, also zu einer möglichen Kampagne gegen das Visumsregime sowie die Positionen zur Grenzöffnung im Maghreb, wurden am Vormittag in einem kleineren Treffen nochmals aufgegriffen und vertieft. Das war damit verbunden, dass in erster Linie die FreundInnen des Psycho-Club Gelegenheit bekommen sollten, ihre Einschätzungen und Positionen etwas ausführlicher darzustellen als es am Vortag möglich war.
Bezüglich der Grenzöffnung im Maghreb und der ablehnenden Stimmung wurde erläutert, dass viele Menschen in Tunesien der Regierung grundsätzlich misstrauen würden, dass manche die einseitigen Öffnungen in Tunesien (ohne gleichzeitige Erleichterungen in den andere Maghrebländern) falsch finden, dass es protektionistische Gegenargumentationen gebe (zu wenig Arbeitsplätze für TunesierInnen und dann noch mehr Konkurrenz) bis hin zur Befürchtung, dass der fundamental-islamische Einfluss (z.B. aus Algerien) damit zunehmen könnte. Es würden Informationen und auch eine ausgewogene öffentliche Diskussion fehlen, um diesen eigentlich sinnvollen Schritt zu einer Maghreb-Union zu vermitteln …
Zur Frage einer Kampagne gegen die Visumspflicht wurde angemerkt, dass Migration und die Forderung nach Bewegungsfreiheit in der tunesischen Gesellschaft ein breites und wichtiges Thema sei. StudentInnen seien zudem mit für die meisten unbezahlbaren Gebühren auf Universitäten in Europa konfrontiert, sogar Geschäftsleute würden den rassistischen Ausschluss durch die Visumspolitik immer wieder bei Kontrollen und willkürlichen Rückweisungen erleben. Aber es sollte nicht vergessen werden, dass auch ohne Visapflicht viele TunesierInnen nicht reisen könnten, weil sie nur über ein ganz prekäres Einkommen verfügen und schlicht das Geld nicht hätten. Es gab Einigkeit, dass die Öffnung der Grenzen nach Europa natürlich nicht alle Probleme lösen würde und dass eine Kampagne gegen das Visumsregime die Prekarisierung und den sozialen Ausschluss großer Teile der Bevölkerung mit thematisieren müsse. Dass wir solch eine Kampagne als Teil einer grundlegenden Transformation der Gesellschaften verstehen…
Zudem müssten einige Fallstricke beachtet werden: Die EU bietet durchaus Visa-Erleichterungen an, aber damit verbunden sind verschiedene Bedingungen. Geschäftsleute und StudentInnen sollen im Rahmen sogenannter Mobilitätspartnerschaften einfacher Zugang bekommen, in Europa benötigte Arbeitskräfte können temporär einreisen. Und solche Erleichterungen werden zudem noch an die Bedingung geknüpft, dass die tunesische Regierung die Migrationskontrolle gegenüber dem subsaharischen Afrika verschärft. Insofern besteht die Gefahr, dass Visa-Erleichterungen mit neuen Spaltungen erkauft werden und wir müssen in einer möglichen Kampagne deutlich machen, dass wir eine bedingungslose Abschaffung des Visumregimes fordern und diese für uns im Rahmen des Kampfes um globale Bewegungsfreiheit steht.
Praktisch stellt sich die Frage, wie eine Sensibilisierungskampagne aussehen könnte, und dass dafür neue kreative Aktionsformen zu entwickeln wären. Denn Demonstrationen und Streiks gebe es jeden Tag, oft mit brutalen Konfrontationen mit der Polizei verbunden, was vielen Menschen Angst mache. Wie ließe sich in Stadtteilen eine solche Kampagne bekanntmachen und mobilisieren? Wäre eine Infotour oder Karawane durch verschieden Städte eine Möglichkeit? Mit diesen Fragen ging diese spannende und vertiefende Diskussionsrunde zunächst zu Ende, und Vorschlag war, in Monastir in den kommenden Tagen zu versuchen, daran anzuknüpfen.
Am Abend des Dienstags hatte schließlich in einer Bar auf der Dachetage in der Nähe der Kasbah (und damit mit tollem Blick auf die Altstadt von Tunis) das von einigen B4P-AktivistInnen aus Berlin vorbereitete Theaterstück Premiere. Mit einfachen Mitteln – und damit quasi überall aufführbar – wird die Geschichte von zwei Harragas vor dem Hintergrund der tunesischen Revolution nachgespielt. Eine tolle Uraufführung mit einer beeindruckenden Darstellung unseres tunesischen Mitstreiters, die hoffentlich in Monastir und darüberhinaus zu Folgevorstellungen führen wird…

10. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht Tunis (1) · Kategorien: Nicht zugeordnet · Tags: ,

Tunis 8.7./ 9.7.2012

Es passiert viel, und nicht alle sind überall dabei. Hier also ein kurzer Überblick, was überhaupt stattfand. Mitschriften und Einschätzungen müssten Teilnehmende nachliefern.
Nach der Ankunft vorgestern sind wir fast alle im gleichen Hotel (Salammbo) abgestiegen. Ein erstes Plenum gestern morgen fand in einem Cafe vorm Innenministerium statt.
Eine Gruppe hat sich im Anschluss mit Angehörigen der „Harragas“ getroffen. Es waren mehrere Mütter und Väter anwesend. Unter anderem wurde auch die Aktion in Monastir besprochen und ein möglicher Hungerstreik, an dem sich auch andere beteiligen mögen. Entschieden wurde, für heute morgen eine Kundgebung vorm Sozialministerium nahe der Kasbah zu organisieren.
In die Treffen platzte die Nachricht, dass E. nicht einreisen darf und im Transitbereich am Flughafen festsitzt. Angeblich könne er nicht nachweisen, wohin er in Tunesien reisen will. Wildes Telefonieren half ebenso wenig wie das Faxen einer Bestätigung unseres Hotels, wie am Flughafen verlangt worden war.
Nachmittags hatten wir uns mit jenen tunesischen Kontakten verabredet, die bereits bestehen oder im Vorfeld der Reise angebahnt wurden. Die Idee war, sich gegenseitig kennenzulernen und eigene Projekte vorzustellen. Aus Tunis war vor allem eine Gruppe vom „Psycho Club“ gekommen, eine Vereinigung von Psychologie-Studierenden.
Im Plenum mit ca. 50 Leuten entschied sich eine kleine Gruppe, doch noch zum Flughafen zu fahren, um gegen das Einreiseverbot von E. zu protestieren. Nach einigem Hin und Her wuchs die Gruppe auf etwa ein Dutzend von uns an. Strittig war, das für Viele wichtige Plenum vor dem eigentlichen Beginn zugunsten der Flughafenaktion zu beenden. Schließlich blieben auch die meisten, da der Flieger für E. bald abheben sollte.
Das Plenum mit den rund 35 Dagebliebenen war ausführlich und informativ. Neben den anwesenden Initiativen wurden auch geplante Veranstaltungen und Vorhaben zusammengetragen. Der „Psycho Club“ (dessen Mitglieder sich selbst T-Shirts mit B4P-Logo und „Freedom of movement“ auf arabisch gefertigt hatten) stellte die Idee einer gemeinsamen Veranstaltung für den nächsten Tag vor: Wir wollten für 3 Stunden an ihrer Universität zusammenkommen, um das EU-Migrationsregime, Kämpfe dagegen sowie ihre Erfahrungen in der psychosozialen Arbeit mit Flüchtlingen im tunesischen Flüchtlingslager Choucha zu erörtern.
Zum Ende des Plenums erreichte uns die Nachricht, dass es tatsächlich gelang, E. aus dem Flughafen loszueisen. Geholfen hat ein entsprechendes Schreiben des Vorsitzenden des maghrebinischen Sozialforums und die unnachgiebige Aktivität von B4P.
Heute morgen fand der Protest der Angehörigen der „Harragas“ vor dem Sozialministerium statt. Einige von uns waren da – problematisch war, dass die Veranstaltung des „Psycho Club“ gleichzeitig begann. Die liess sich nicht verschieben, da sie bereits mit Flyern und auf Facebook angekündigt war. Zur Kundgebung kamen rund 60 Leute.
Zur Veranstaltung des „Psycho Club“ hatten sie selbst rund 20 Leute (scheinbar aus der Fakultät) mobilisiert. Insgesamt waren wir damit etwa 70 bis 80 Leute. Unter anderem kam auch ein tunesisch-deutscher Arzt, der in der Psychiatrie in einem Krankenhaus in Saarbrücken arbeitet.
Vorgesehen waren zwei Workshop-Phasen: Eine zum EU-Migrationsregime und dessen Auswirkungen in Mitglieds- und „Drittstaaten“ sowie zu existierenden und zukünftigen Kämpfen dagegen.
Im ersten Workshop teilten wir uns in zwei Kleingruppen. Nach dem gemeinsamen Zusammentragen von Eckpfeilern des Migrationsregimes (Schengen, SIS II, Frontex, Dublin II, Griechenland) stellten die FreundInnen vom „Psycho Club“ ihre Erfahrungen in Choucha vor. Dabei ging es neben Traumatisierungen unter anderem um die Situation palästinensischer Flüchtlinge, deren rechtliche Situation in der folgenden Diskussion deutlicher wurde: wie einige andere Nationalitäten auch haben diese keine Chance auf Resettlement-Plätze und haben damit nur die Möglichkeit, in Tunesien zu bleiben oder aber nach Palästina zurückzukehren.
* Im zweiten Workshop wurden Kämpfe und Organisierungen vorgestellt. Länderbeispiele kamen vor allem aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und Tunesien. Auch die Netzwerke AEI und W2EU wurden thematisiert. Diskussionen drehten sich unter anderem um die geplante Grenzöffnung Tunesiens für Angeh√∂rige der anderen beiden Maghreb-Staaten.