20. Juli 2013 · Kommentare deaktiviert für Rumänische Arbeiter der Meyer Werft in Papienburg verbrennen in Wohnlager · Kategorien: Deutschland · Tags: ,

„Zwei Werkvertragsarbeiter der Meyer Werft verbrennen in völlig überbelegter Unterkunft. Arbeiter wurden über zwei Subunternehmen aus Rumänien nach Papenburg geholt

Von Tomke Menger

Eine Woche nach dem Tod zweier rumänischer Werkvertragsarbeiter der Meyer Werft in Papenburg, schlagen die inzwischen ans Licht gekommenen Zustände in deren Unterkünften immer höhere Wellen. […] Am vergangenen Samstag war in der niedersächsischen Kleinstadt aus bisher unbekannter Ursache ein Wohnhaus in Brand geraten, in dem beim Kreuzfahrtschiffhersteller beschäftigte ausländische Arbeiter wohnten. Zwei Männer waren in den Flammen ums Leben gekommen. Die Neue Osnabrücker Zeitung berichtete daraufhin, in dem Haus hätten bis zu dreißig Arbeiter auf engstem Raum gelebt. Sueddeutsche.de zitierte am Donnerstag den Papenburger Arzt Volker ­Eissing, der bei Besuchen der Arbeiter in seiner Praxis über deren Situation informiert worden sei. Er berichtete, die Männer hätten erzählt, sie würden nur drei Euro pro Stunde verdienen, seien nicht krankenversichert, und man habe ihnen sogar ihre Ausweise abgenommen.

Der Sprecher der Meyer Werft, ­Peter Hackmann, sagte am Freitag auf jW-Nachfrage, er könne diese Aussagen nicht kommentieren. Man habe von den Problemen nichts gewußt. In den Werkverträgen gebe es laut Hackmann entsprechende Klauseln, die Sozialstandards sichern sollen, deren Einhaltung werde auch geprüft. Bei der Vielzahl verschiedener Verträge sei dies jedoch nicht einfach.

Die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Leer-Papenburg, Evelyn Gerdes, äußerte am Freitag gegenüber jW, daß die betroffenen rumänischen Arbeiter vom Betriebsrat und damit von der Gewerkschaft offiziell nicht vertreten werden, da sie per Werkvertrag beschäftigt seien. »Daher können wir uns die Verträge gar nicht ansehen«, so Gerdes. Die IG Metall fordere aber schon seit Jahren nicht nur »eine Erweiterung der Mitwirkungsrechte des Betriebsrates bei Werkverträgen«, sondern auch fairen Lohn und soziale Mindeststandards. Für zusätzliche Schwierigkeiten sorge die Kette von Unternehmen, über die die Rumänen nach Deutschland geholt worden seien: Sie reiche von der Meyer Werft in Papenburg über die Leiharbeitsfirma S.D.S. aus Emden bis zu einem rumänischen Subunternehmen. Diese Praxis sei in vielen Branchen üblich und führe oft zu sozial unwürdigen Bedingungen für die Arbeiter.

Günter Buss, Abgeordneter für die Grünen im Papenburger Stadtrat, sagte gegenüber jW, er habe schon vor einigen Wochen auf die überbelegten Unterkünfte für Leiharbeiter der Meyer Werft aufmerksam gemacht. Im Hinblick auf den Skandal um die Lebensbedingungen von Leiharbeitern in der Fleischindustrie in der benachbarten Gemeinde Sögel habe er vor negativen Schlagzeilen für die Kommune warnen wollen. […]“

via 20.07.2013: Profit über Leichen (Tageszeitung junge Welt).

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