15. April 2013 · Kommentare deaktiviert für „Tunesien zwischen Revolution, Prekarisierung und Migration“, Veranstaltung Hanau, 25.04.2013 · Kategorien: Deutschland

Donnerstag, 25.4.2013 um 19.30 Uhr in der Metzgerstrasse 8, Hanau

Tunesien zwischen Revolution, Prekarisierung und Migration
Theaterstück von Riadh Ben Ammar (vom Netzwerk Afrique-Europe-Interact aus Berlin)
Diskussion mit Sinda Garziz (von der Gruppe Article 13 aus Tunis)

Am 14. Januar 2011 fand in Tunesien eine Revolution statt. Danach haben viele junge Menschen das Land verlassen. Tausende sind als Harragas („Grenzverbrenner“) in Lampedusa gelandet, wurden dort interniert und zumeist wieder abgeschoben. Nicht zuletzt angesichts der prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen wollen dennoch bis heute viele wieder in ein Boot Richtung Europa steigen…
Gleichzeitig „ist der Widerstand gegen Armut und Ausbeutung, der Kampf für ein besseres Einkommen, für Freiheit und Würde in Tunesien sehr lebendig. Wir denken, dass diese sozialen Fragen – und nicht die mediale Polarisierung zwischen islamischer Regierungspartei und laizistischer Opposition – in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen, unserer Solidarität und unserer Suche nach Gemeinsamkeiten gehört.“ Mit diesen Sätzen beginnt ein Tagebuchbericht einer Reise im Dezember 2012 durch mehrere tunesische Städte, an der wir von kein mensch ist illegal in Hanau beteiligt waren. Am 25.4. sind nun zwei tunesische FreundInnen in Hanau zu Gast und wir wollen mit ihnen über die dortige Situation sowie über mögliche gemeinsame Perspektiven und Projekte diskutieren.

Das Theaterstück „Revolution für Bewegungsfreiheit“ von Riadh Ben Ammar thematisiert eine Vielzahl der Wege der Freiheitssuche, die mit der Revolution eine neue Qualität bekommen haben. Neben dem Kampf gegen die Diktatur war die Revolution auch ein Kampf gegen das weltweite Migrationsregime. Europäische TouristInnen in Tunis? Frontex? Abschiebung? Religiöser Fundamentalismus? Welche Zusammenhänge gibt es? Wie hängen die Probleme der TunesierInnen mit der weltweiten Migrationskontrolle zusammen? Was bedeutet das für die Menschen in Tunesien? Das Stück erzählt von der Atmosphäre in Tunesien vor der Revolution, während der Revolution und nach der Revolution.

„Article 13“ ist der Name einer neuen Gruppe junger AktivistInnen in Tunis, die sich damit auf den Paragraphen der Menschenrechtscharta beziehen, der jedem Menschen das Recht zuspricht, sein Herkunftsland zu verlassen. Sinda Garziz hatte die oben erwähnte Reise mitorganisiert und ihre Gruppe ist massgeblich an der Vorbereitung einer transnationalen „Common-Action-Tour“ beteiligt. Mit diesem Projekt sollen im September 2013 in vielfältigen Aktivitäten neben dem „Recht zu gehen“ auch Fragen der Selbstorganisation vor Ort und Alternativen zur riskanten Migration thematisiert werden.

Das erwähnte Tagebuch ist u.a. in der neuen Ausgabe der Zeitung Express abgedruckt und kann auf folgender Webseite nachgelesen werden:
https://archiv.ffm-online.org/2013/02/23/tunesien-tagebuchnotizen/

Und wir stellen diese Veranstaltung in den Kontext der neuen Blockupy-Mobilisierung für den 31.  Mai  und 1. Juni 2013 in Frankfurt. Denn der arabische Frühling hatte den globalen Protest- und Aufstandsdynamiken 2011 entscheidende Impulse gegeben, ohne die Occupy und Blockupy kaum denkbar gewesen wären. Nicht zufällig stand ein tunesischer Aktivist auf der Bühne der Blockupy-Auftaktkundgebung im Mai 2012, nicht zufällig fand Ende März 2013 in Tunis das Weltsozialforum statt…

kein mensch ist illegal Hanau

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