15. April 2013 · Kommentare deaktiviert für Gladio: Die Spur des OAS-Terrors in Algerien führt auch nach München und Bonn · Kategorien: Algerien

In den letzten Monaten des algerischen Unabhängigkeitskampfs verwandelten sich Teile des französischen Militärs mit faschistischen französischen Anhängern in den algerischen Städten in Terrorkommandos. Sie richteten vor allem mit Autobomben Massaker unter der algerischen Zivilbevölkerung an, sprengten die Universitätsbibliothek Algier in die Luft u.a. Historiker gehen davon aus, dass die französischen Terrorkommandos zu Gladio – den „Stay Behind“-Strukturen der NATO – gehörten. Ihre Spur führt auch nach Bayern und in die Militär- und Geheimdienstzentren der BRD.

Spiegel online schreibt am 15.04.2013:
Algerien-Krieg Adenauer und die Bombenleger

In Frankreich legten sie Bomben, in Bayern blieben sie unbehelligt: Französische Terroristen mit guten Kontakten zum Kanzler betrieben bis 1963 ein Büro in München und organisierten von dort aus heimlich Anschläge. Erst spät wachten die deutschen Behörden auf – nach einer spektakulären Entführung. Von Wolfgang Brenner

Am Rosenmontag 1963 wurde im Foyer des Münchner Hotels Eden-Wolff ein französischer Offizier entführt. In der Nacht rasten zwei Wagen mit französischen Militärkennzeichen über die Europabrücke zwischen Kehl und Straßburg. Sie benutzten die Spur der europäischen Behörden, die vom Zoll nicht kontrolliert wurde. Am nächsten Tag tauchte der Entführte in Paris wieder auf – am Quai des Orfèvres, dem Hauptquartier der Kripo. Er lebte und lag gefesselt im Kofferraum eines Lieferwagens.

Es handelte sich um Oberst Antoine Argoud. Der 48-Jährige war der militärische Kopf der Organisation de l`Armée Secrète (OAS), zu deutsch: Organisation der geheimen Armee, einer französischen Untergrundbewegung, die Anfang der sechziger Jahre einen blutigen Krieg gegen das eigene Land führte. Die OAS wollte verhindern, dass Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle die französische Kolonie Algerien in die Unabhängigkeit entließ. Dabei war ihr jedes Mittel recht: Argoud gehörte einer Splittergruppe an, die in Frankreich Bombenattentate verübte, um die Pariser Regierung zu zermürben.

Mit seiner Flucht nach München hatte er sich einer Verfolgung durch die französischen Behörden entzogen. Begleitet worden war er dabei von Georges Bidault, dem geistigen Führer der OAS, vormals mehrfach Außen- und Premierminister Frankreichs. Ungestört konnten die beiden von ihrem neuen Zufluchtsort aus den Kampf in ihrer Heimat organisieren, nach Informationen des französischen Geheimdiensts gehörten dazu allein sechs Attentate gegen de Gaulle. Argoud war außerdem ein gern gesehener Gast in den südwestdeutschen Garnisonen der französischen Besatzungsmacht, wo der Weltkriegsveteran und Algerienkämpfer Vorträge vor alten Kameraden hielt.

Dass er in Algier Jugendliche vor ihren Elternhäusern hatte aufhängen und Verwundete und Tote auf offener Straße zur Abschreckung hatte verfaulen lassen, störte in Deutschland offenbar kaum jemanden.

Vollständiger Text:

http://einestages.spiegel.de/s/tb/28305/algerienkrieg-adenauer-und-bombenleger-der-oas.html

Kommentare geschlossen.