23. Mai 2012 · Kommentare deaktiviert für Frankfurter Flughafen: Mißhandlung und Rückschiebung von AlgerierInnen · Kategorien: Algerien, Deutschland · Tags: , ,
Dramatische Berichte veröffentlicht

In der algerischen Tageszeitung El Watan berichtet am 23.05.2012 Bouredji Fella detailliert über Mißhandlungen  Frankfurter Flughafen, gefolgt von Rückschiebungen.

Die AlgerierInnen wurden Anfang Mai 2012 mißhandelt und haben sich bei der Eingabe-Behörde beim algerischen Außenministerium beschwert. Doch dort wurde ihnen bislang keinerlei Gehör geschenkt.

„Ich wurde bei meiner Einreise drei Tage lang auf dem Flughafen Frankfurt in Haft genommen, obwohl ich im Besitz eines Schengen-Visums bin und meine Papiere in Ordnung sind. Ich musste entwürdigende Befragungen über mich ergehen lassen und habe drei Tage gewartet, ohne dass ich das Recht auf ein Glas Wasser gehabt hätte. Nur, weil ich Algerien bin! Sie haben mich gefilzt, runtergeputzt und sich über mich lächerlich gemacht. Dann haben sie mein Visum annulliert und mich zurück nach Algier geschickt.“ Mounia, 22 Jahre alte Dentistin, war auf dem Weg in die Niederlande, wo sie erwartet wurde, und hatte in Frankfurt eine Zwischenlandung. Ihr Vater unternimmt jetzt alle Anstrengungen, um den Beschwerde- und Rechtsweg durch die Instanzen in Deutschland zu gehen.

El Watan schreibt, dass Tausende AlgerierInnen jährlich auf europäischen Flughäfen entwürdigenden Prozeduren ausgesetzt und einfach zurückgeschoben werden. Es handele sich um Sicherheitsmassnahmen angesichts des „arabischen Frühlings“ (!), wegen des antiterroristischen Kampfs oder des Kampfs gegen illegale Migration – so hieße das dann immer. Das „offizielle Algerien“ weiss davon, aber äußert sich nicht.

Dabei werden manchmal sogar AlgerierInnen gewaltsam rückgeschoben, die in offiziellem Rahmen unterwegs sind. Mounia war am 05.05.2012 auf dem Frankfurter Flughafen nicht die Einzige, die Befragungen und Drohungen über sich ergehen lassen musste. Zwei weitere algerische StaatsbürgerInnen sind bekannt, denen dasselbe passiert ist. Auch sie hatten Schengen-Visa. Und sie waren beide Angestellte des algerischen Kulturministeriums, die offiziell auf Reise waren. Sie mussten sogar Gelder zahlen, um nicht länger festgehalten, sondern abgeschoben zu werden. „Die Verhöre haben acht Stunden gedauert, ich war damals erkrankt, aber sie haben sich geweigert, einen Arzt zu holen. Wir mussten 150 Euro zahlen, sonst wären wir noch länger in Haft geblieben“, berichtet einer von ihnen, der eine offizielle Einladung hatte, um an der Messe für graphische Kunst teilzunehmen, die alle vier Jahre in Deutschland stattfindet. Anschließend haben sie das algerische Außenministerium kontaktiert, aber vergebens. „Unsere Würde wurde verletzt, wir wurden behandelt wie Kriminelle, während wir alle Papiere in Ordnung hatten. Der algerische Staat muss uns rehabilitieren. Diese Situation ist unerträglich“, erklärt er weiter.

Im März 2011 wurde bereits eine Gruppe von 23 AlgerierInnen unter ähnlichen Bedingungen vom Frankfurter Flughafen zurückgeschoben. Sie hatten Schengen-Visa, reisten in einem touristischen Rahmen und mussten endlose Befragungen über sich ergehen lassen, bevor sie rückgeschoben wurden.

El Watan interpretiert das Geschehene damit, dass die europäischen Staaten anscheinend seit März 2011 angesichts des „arabischen Frühlings“ eine noch härtere Schengen-Abschottung gegenüber Nordafrika betreiben.

http://www.elwatan.com//actualite/des-algeriens-maltraites-a-l-aerport-de-frankfurt-ils-reclament-une-reaction-de-l-etat-algerien-23-05-2012-171822_109.php

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