taz | 05.02.2017
Tausende in Libyen gestrandete Nigerianer sind in ihre Heimat zurückgebracht worden. Viele fragen sich, wie es jetzt weitergehen soll.
Katrin Gänsler
BENIN CITY taz | Rosemary hält es irgendwann nicht mehr aus, sie fängt laut an zu schluchzen. Die Tränen verschmieren die viel zu dick aufgetragene Wimperntusche. Die magere Frau macht sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Im Büro der Nichtregierungsorganisation Idia Renaissance in Benin City herrscht betroffenes Schweigen. Nur von der Straße dringt Autolärm nach oben. Nach ein paar Minuten beruhigt sich Rosemary und erzählt weiter, warum sie nichts mehr in Nigeria hält.
Dabei ist die 29-Jährige, die ihren vollen Namen nicht nennen will, gerade erst wieder zurück in der Stadt, in der sie geboren und aufgewachsen ist. Anfang November kam sie mit einem Flug der International Organisation for Migration (IOM), der Migrationsorganisation der Vereinten Nationen, aus Libyen. Sie hatte auf eine Perspektive für sich und ihre Kinder gehofft. Nun steht sie wieder da, wo sie früher war – allerdings mit Erinnerungen an Durst und Hunger in der Wüste, Schläge und Demütigungen in Libyen.