Zeit Online | 15.11.2017
In Südfrankreich öffnen Dorfbewohner ihre Häuser für Flüchtlinge. Vier über Sechzigjährige stehen deshalb nun vor Gericht. Sie fühlen sich vom Staat kriminalisiert.
Von Annika Joeres, Breil sur Roy
Als am Neujahrstag Schneeregen fiel und die Flüchtlinge in Flipflops zum Dorfplatz kamen, zögerte Françoise Gogois keine Sekunde: Sie nahm drei von ihnen bei sich im Haus auf, gelegen im Roya-Tal nahe der französisch-italienischen Grenze. Wenige Tage später brachte sie mit Bekannten sechs Geflüchtete über einen Bergwanderweg in die Nachbarstadt – zwei Minderjährige, eine Frau und drei Männer aus Eritrea. Sie wollten weiterziehen, zu Bekannten in Paris und Deutschland.
Kurz hinter dem Gipfel wurden sie von französischen Gendarmen festgenommen, die ihnen Beihilfe zum illegalen Aufenthalt vorwarfen. Nun stehen die in Frankreich als „Flüchtlings-Omas und -Opas“ bekannten Rentner in Aix-en-Provence vor dem Berufungsgericht. Erneut, denn die Staatsanwaltschaft in Nizza hatte ihren Freispruch vom Sommer angefochten.