Der Protest gegen die Räumung des Flüchtlingscamps am Oranienplatz in Kreuzberg hält an: Flüchtlinge und Unterstützer sind auf dem Berliner Oranienplatz in den Hungerstreik getreten. Die Frau, die einen Baum besetzt hält, ist für die Polizei eine alte Bekannte.
Andreas Kopietz
Mehrere Flüchtlinge und deren Unterstützer sind in den Hungerstreik getreten. Sie haben sich auf der Nordseite des Platzes niedergelassen und eine Mahnwache angemeldet, um sich mit einer protestierenden Sudanesin solidarisch zu zeigen.
Denn auch am Donnerstag noch hielt Napuli L. aus dem Sudan einen Baum besetzt, um den herum bis vergangenen Dienstag die Hütten und Zelte des Protestcamps gruppiert waren. Die Frau ist eine Mitbegründerin des Camps. Als am Dienstag geräumt wurde, kletterte sie zusammen mit vier Männern auf die alte Platane, um gegen die Asylpolitik zu protestieren. Mittlerweile haben ihre Mitstreiter aufgegeben.
Tumult in der U-Bahn
Die Baumbesetzerin ist für die Polizisten eine alte Bekannte. Im Januar biss sie nach Angaben der Polizei am U-Bahnhof Hermannplatz einen Kontrolleur und einen Polizisten, als sie und andere Flüchtlinge ohne gültige Fahrscheine erwischt worden waren und es zum Tumult kam. Nach ihrer vorübergehenden Festnahme warf Napuli L. der Polizei vor, dass Beamte sie misshandelt und rassistisch beleidigt hätten. Das danach eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen die Beamten ist nach Angaben eines Polizeisprechers noch nicht abgeschlossen.
Am Donnerstag fürchteten die Polizisten, dass Napuli L. wegen Entkräftung von der Platane abstürzen und unsanft landen könnte. Deshalb legten sie unter dem Baum Sportmatten aus, die eilig aus einer Turnhalle herbeigeschafft worden waren. Die Polizei hatte es von Anfang an nicht gestattet, dass die Baumbesetzer mit Essen und Trinken versorgt werden. Ein Sanitäter durfte jedoch mit der Frau sprechen; ihr Gesundheitszustand war bis zum Nachmittag stabil, hieß es.
Der Hungerstreik auf der anderen Seite des Platzes solle solange andauern, bis die Frau auf dem Baum Trinken, Essen und trockene Kleidung haben dürfe, erklärten die Aktivisten. Zahlreiche Polizisten achteten darauf, dass an der Mahnwache kein Zelt errichtet wurde. Dies hatte das Bezirksamt ausdrücklich untersagt.
Aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik zogen am Vormittag etwa 70 Demonstranten vom Oranienplatz zum Dienstsitz von Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) in der Oranienstraße und danach weiter zum Abgeordnetenhaus.