17. März 2014 · Kommentare deaktiviert für adopt@revolution, Newsletter 16.03.2014 · Kategorien: Syrien

Liebe AbonnentInnen des Newsletters, liebe Syrien-Interessierte,

in diesen Tagen jährt sich der Beginn der syrischen Protestbewegung bereits zum dritten Mal. Nach drei Jahren der Proteste, der blutigen Regimerepression und des daraus resultierenden gewaltsamen Aufstandes ist Syrien anno 2014 in weiten Teilen zu einer humanitären Katastrophe geworden. Die UN bezeichnet den syrischen Exodus derzeit als die größte Flüchtlingskatastrophe der Welt.

omit hat sich Syrien keinesfalls in die Richtung entwickelt, die sich die Protestierenden & AktivistInnen anno 2011 erhofft hatten. Erst vor wenigen Wochen scheiterten zudem neue Anläufe für einen Friedensprozess in Syrien, da das syrische Regime keinen Deut von seiner Position der Macht abrücken möchte. Aktuell werden Präsidentschaftswahlen für die Wiederwahl Bashar al-Assads vorbereitet, gleichzeitig läuft die gewaltsame Kriegsstrategie gegen ZivilistInnen und die bewaffnete Opposition weiter. Für die SyrerInnen ist neben der Gefahr durch das Regime die Bedrohung durch radikal-islamische Gruppierungen stets gewachsen, welche vom syrischen Regime recht unbehelligt bleiben.

Trotz der Gewalt im Land und der doppelten Repression durch Regime und IslamistInnen halten AktivistInnen in Syrien nach ihren Möglichkeiten an Projekten fest, die das Leben unter Belagerung aufrechterhalten sollen. Adopt a Revolution (AaR) arbeitet seit Ende 2011 mit vielen Partnergruppen und -komitees in Syrien zusammen und hat diese Arbeit auch 2013 aufrechterhalten. Dabei wurde im letzten Jahr einiges an der internen Struktur verändert, um die Kooperation & Projektarbeit mit Syrien effektiver zu gestalten. 2013 war für Syrien jedoch leider auch das Jahr einer neuen Zäsur: Den Einsatz von Chemiewaffen im Umland von Damaskus hielten auch Partnergruppen von AaR vor Ort fest. Traurigerweise wird der Konflikt in Syrien zumeist erst durch solch dramatische Ereignisse wieder ins mediale Rampenlicht geholt, auch das Team von AaR wurde zu diesen erschütternden Ereignissen in Syrien befragt.

Gestärkt durch eine neue Struktur und neue Ansätze hat Adopt a Revolution 2013 jedoch vieles erreichen können. Einen genaueren Einblick in die AaR-Arbeit von 2013 können Sie im nun veröffentlichten Jahresbericht für 2013 nachlesen: https://www.adoptrevolution.org/bericht-2013/

Die Revolution in Syrien wurde nicht zuletzt durch Facebook medial verbreitet und der Außenwelt zugänglich gemacht. Auch für AktivistInnen und die syrische Zivilbevölkerung erfüllen Facebook-Seiten von örtlichen Komitees wichtige Funktionen: Als Nachrichtenverteiler, als Fenster zur Welt sowie als digitales Archiv der Revolution – dies kommt besonders zutrage, wenn die physische Welt um die SyrerInnen herum immer mehr zusammenbricht. Jedoch hat Facebook in den letzten Wochen vermehrt – ohne Warnung – Facebook-Seiten von Komitees und AktivistInnen geschlossen. Ein aktueller Kommentar auf unserem Blog geht auf die Hintergründe & Dimensionen der Facebook-Politik ein: https://www.adoptrevolution.org/facebook-erst-fenster-zur-oeffentlichkeit-jetzt-zensor/

Die Revolution in Syrien wird demnach seit 2011 stark medial von den SyrerInnen festgehalten. Kunst, besonders in der Form von Kurzfilmen, dient dabei vielen als Ausdrucksform, das Leid im Land und die Erlebnisse der Zivilbevölkerung festzuhalten. Es wird auch die Auswirkung des Krieges auf KämpferInnen im Land reflektiert. Somit halten Kurzfilme die Situation im Land per Bild & Ton aus der Nähe fest. Wie eindrucksvoll, erfolgreich und kunstvoll diese Kurzfilme sein können, zeigt sich an den zwei (Kurz)Filmkollektiven „Abounaddara“ und „Bidayyat“, die sowohl bei Filmfestivals als auch auf Sendern wie ARTE rezipiert werden. Ein Hintergrundbeitrag beleuchtet die Idee hinter „Abounaddara“ und „Bidayyat“ sowie geht auf deren Werk ein: https://www.adoptrevolution.org/kunst-inmitten-des-syrischen-buergerkriegs/

Wir haben bereits mehrfach über die neu gegründete Musikgruppe aus Yarmouk berichtet, die die Lage der Menschen im – immer noch – belagerten Damaszener Camp Yarmouk der Welt nahebringen möchte. Dabei hat die Musikgruppe jedoch auch das gesellschaftliche Leben von Yarmouk bereichert, indem die Belagerung durch neue Formen des zivilen Aktionismus durchbrochen wird. In einem Beitrag stellen wir die einzelnen Mitglieder der Musikgruppe vor (mittels eines synchronisierten Videos) und liefern Hintergründe, was sie zu ihrem musikalischen Engagement bewegt hat: https://www.adoptrevolution.org/das-klavier-von-yarmouk-ein-eintrag-ins-lexikon-der-menschlichkeit/

In unseren Presseschauen (unter https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/) finden Sie u.a. folgende Themen zu Syrien:

  • Brutale Regimestrategie der Vertreibung & Unterwerfung
  • Alternative Bildungsstrukturen in Syrien: Zwischen Repression & Aufbruch
  • Der Alltag Camp Yarmouks im Film: Die Wahl der Narrative
  • Gefahren der Berichterstattung aus Syrien
  • Krieg der Lieder zwischen Regime & Opposition
  • Qamishli: Unterricht auf Kurdisch nun in staatlichen Schulen möglich
  • Libanons sunnitische pro-Assad-Allianz

Mit besten Grüßen,
das Adopt a Revolution-Team

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