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Zum Tod von Ali Mustafa in Aleppo
Verfasst von: rg (Benutzerkonto: recherchegruppe aufstand)
Heute, am frühen Morgen, erreichten uns in Montreal die Meldungen aus verschiedenen Teilen der Welt, dass Ali Mustafa in Syrien einen gewaltsamen Tod gestorben ist. Ali Mustafa war ein Internationalist im eigentlichen Sinne, ein Revolutionär und unabhängiger Medienmacher.
Er starb in Aleppo während eines Angriffs der syrischen Luftwaffe, als erneut Wohnviertel mit den mörderischen Fassbomben bombardiert wurden. Ali stand an der Seite der syrischen Einwohner der Stadt, ein „Bewegungsfotograf“, der die komplexen Frontlien und das Überleben in einem Krieg, der mitten in einer bewohnten Stadt stattfindet, dokumentierte.
Diese simplen Zeilen müssen dabei scheitern, den Schmerz zu beschreiben, den die Familie und die Freunde von Ali erleiden müssen. Meine Grüsse voller Liebe gehen an all Jene, die sich heute an Ali’s mutiges Leben erinnern und seiner gedenken.
Ali’s Tod ist ein weiterer Aufschrei an die Welt, sich der schrecklichen menschlichen Tragödie zu erinnern, die sich in Syrien abspielt, wo die Menschen nicht aufhören, weiter von Freiheit zu träumen und ihren Kampf trotz des brutalen militärischen Vorgehens des Regimes fortsetzen. Ali`s tragischer Tod erzählt von dem Aufruf des Lebens selbst, sich der Ungerechtigkeit zu widersetzen, dem nicht zu unterdrückenden Willen des Menschen, das Unmögliche zu forden und zu suchen.
Als sich vor drei Jahren weltweit die Nachrichten über die anschwellenden Proteste in Syrien und über eine rasant wachsende Graswurzelbewegung verbreiteten, formten sich internationale Solidaritätskollektive, in denen Aktivisten den Austausch zwischen den syrischen Aktivisten und internationalen linken Netzwerken organisierten.
Als sich die Repression gegen Opposionelle 2013 in Syrien weiter verschärfte und das massenhafte Abschlachten aller, die die Opposition unterstützten, einen weiteren Höhepunkt erreichte, weigerte sich Ali, einfach zuzuschauen und reiste nach Syrien.
„Nachdem ich in den letzten zwei Jahren den Krieg und die Entwicklung in Syrien sehr intensiv verfolgt hatte, fand ich es wichtig, dorhin zu gehen, um Vorort präsent zu sein und von dort zu berichten. Ich konnte diese andauernde menschliche Trägödie nicht ignorieren… Ich halte es für wichtig, dass Journalisten aus einer kritischen Perspektive anwesend sind und nuancierter, umfassender und einordnend berichten.“ (Aus einem Interview mit Ali Mustafa)
Jenseits der zynischen Erklärungen der politischen Klassse und den desinformierenden Berichten der Massenmedien, die weit von der wirklichen Realität in Syrien entfernt sind, wollte Ali von den Frontlinen als unabhängiger Medienmacher berichten, die wirklichen Geschichten aus diesem Konflikt erzählen, eine unabhängige Stimme jenseits der Sprechblasen der Massenmedien sein.
„Jenseits der fortschreitenden, brutalen militärischen Auseinandersetzung gibt es weiterhin eine dynamische und lebendige nicht- militärische Bewegung im Land. Proteste und andere Formen von direkten Aktionen finden nach wie vor jeden Freitag in den „befreiten Gebieten“, wie auch hier in Aleppo, in dem ich mich zur Zeit aufhalte, statt. Von fünfhundert bis mehrere tausend Menschen versammeln sich zu diesen Protesten, sie riskieren dabei jedesmal auf neue ihr Leben, wenn sie sich auf den Strassen versammeln. Über diese Seite der syrischen Revolution erfahren wir aber kaum etwas.“ (Aus einem Interview mit Ali Mustafa)
Ich kann mich an das erste Mal erinnern, als ich Ali traf. Es war im Alternativen Mediencenter in Toronto während des G 20 Gipfels. Ich kann mich deutlich an sein aufgeschlossenes Wesen erinnern, an seine durchdachten Worte und an seine sanften Augen, die von seinem Herzen berichteten, das an einer Vorstellung von Gerechtigkeit und einem sozialen Umbruch hing.
Ali`s Medienarbeit brachte ihn dazu, längere Reisen nach Ägypten und Syrien zu machen. Alle seine Arbeiten, in Wort und Bild, waren immer aus einer solidarischen Perspektive, er schrieb jene Geschichten, die an den Rand gedrängt, in den Massenmedien nicht stattfanden.
„Entgegen all diesen Behauptungen, kämpfen viele Menschen in Syrien immer noch für die ursprünglichen Forderungen der Revolution: Freiheit, Würde und soziale Gerechtigkeit. Auf vielen dieser Proteste halten sie Plakate und Transparente, die in englisch sind… warum tun sie dies… sie tun dies nicht als eine Art von Show. Es ist ein direkter Appell an die Aussenwelt, an irgendeine Form von Solidarität. Unglücklicherweise haben die Menschen im Westen diesen Ruf überhört. Die syrischen Revolutionäre an der Basis, die Jugendlichen, die diesen Aufstand gestartet haben, wurden fast vollständig alleine gelassen zu einer Zeit, als sie Solidarität am meisten gebraucht hätten. “
Dieser Text ist eine gekürzte Anlehnung an einen Nachruf von Stefan Christoff, der am 9. März 2014 veröffentlicht wurde.
Wir haben mit Ali Mustafa einen weiteren Gefährten und Kollegen verloren. In Liebe und Solidarität.
recherchegruppe aufstand