30. März 2012 · Kommentare deaktiviert für Überlebender der Schiffstragödie (Mai 2011) festgenommen · Kategorien: Italien, Libyen · Tags: , , , , , , ,

Abu Kurke Kebato soll aus den Niederlanden abgeschoben werden

Einer der neun Überlebenden der Schiffstragödie, deren Verlauf der Europarat kritisch dokumentiert hat, wurde am 29.03. in den Niederlanden festgenommen. Der 23-jährige Äthiopier war im Mai 2011 in einer Gruppe von 63 Flüchtlingen aus Libyen aufgebrochen. Als das Schiff fahruntüchtig wurde und Notrufe aussendete, kamen nahgelegene NATO- und Küstenwachschiffe nicht zu Hilfe, obwohl sie informiert worden waren. Nach zwei Wochen Irrfahrt verdursteten und verhungerten 63 Flüchtlinge an Bord.

Abu Kurke Kebato wurde wenige Stunden nach Veröffentlichung eines Berichts des Europarats festgenommen. Der Bericht hat die Tragödie in einem NATO- und Küstenwachen-kritischen Resummee dargestellt und der Europäischen Union Doppelzüngigkeit in Menschenrechtsfragen vorgeworfen. Auch forderte er die europäischen Staaten auf, den Überlebenden schnell Asyl zu gewähren.

Abu Kurke Kebato ist in einer zweiten Schiffspassage anschliessend von Libyen nach Italien gelangt und in die Niederlande weitergereist, wo er sich mit seiner Frau niederlassen möchte. Nun wurde er in einem Flüchtlingsheim der Stadt Baexem festgenommen und soll nach der Dublin-Konvention nach Italien abgeschoben werden. Wenige Stunden vor seiner Festnahme hat Abu Kurke Kebato der Tageszeitung The Guardian seine Geschichte und seiner Traumatisierung berichtet – und von seinen Zukunftswünschen. „Ich kann bis heute nicht mehr schlafen“, sagt der Flüchtling aus Oromo in Äthiopien: „Wenn du deine Freunde sterben siehst, gibt es keinen Schlaf mehr.“

Abu Kurke Kebato hat insbesondere keine Ruhe gelassen, dass ein Hubschrauber das Flüchtlingsschiff in Seenot nah überflogen und keine Hilfe geholt hat. Die Verantwortlichen möchte er zur Rechenschaft gezogen sehen. Sein Handy haben ihm die dänischen Behörden bei seiner Verhaftung sofort abgenommen. – Ein anderer Überlebender namens Dain Haile Gebre berichtet, dass das eine Kriegsschiff so nah an das Flüchtlingsboot herangekommen ist, dass sie die Mannschaft sehen konnten: Manche trugen Zivil, manche Uniform. „Sie fotografierten und filmten uns mit Kameras und Handy,“ sagt er. Das war die Zeit, in der seine Mitflüchtlinge allmählich verdursteten und starben. „Wir hielten unsere Toten in unseren Armen, zeigten sie ihnen und riefen um Hilfe.“

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