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16. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht Italien-Tunesien · Kategorien: Italien, Tunesien · Tags: , ,

Aufmerksamkeit für ein Menschenrecht

Aktivisten von »Boats4People« beenden ihre Aktionstage im Mittelmeer gegen die »Festung Europa«

Von Matthias Heintze, Monastir 16.07.2012

Ausland Aktivisten des internationalen Bündnisses »Boats4People« waren eine Woche lang in Italien und Nordafrika unterwegs. Sie wollten auf das Schicksal von Flüchtlingen, die versuchen, über das Mittelmeer nach Europa einzureisen, aufmerksam machen. Es war ausgerechnet das Mittelmeer, das die Planungen der Aktivisten durchkreuzte: Der Wasserspiegel war nicht hoch genug. Und so konnte der Motorsegler »Oloferne« am Freitagabend nicht zum großen Finale der Aktionstage von »Boats4People« (Boote für Menschen, B4P) in den Hafen des tunesischen Monastir einlaufen.

12. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Kommuniqué Nr. 6 · Kategorien: Tunesien · Tags: ,

B4p Kommuniqué Nr 6 DE

Boats 4 PeopleKommuniqué Nr. 6

In Tunesien gemeinsam für die Bewegungsfreiheit!

Nach einem Beobachtungsaufenthalt auf der süditalienischen Insel Pantelleria ist das Schiff Oloferne, das die erste Aktion von Boats4people voranbringt, am Mittwoch, 10. Juli 2012, im Hafen von Monastir angekommen. Gleichzeitig sind zwei Delegationen von Boats4people nach Tunesien gefahren. Eine hat sich zum Krankenhaus in Zarzis aufgemacht, um den einzigen Überlebenden des Schiffsunglücks von über 50 Flüchtlingen vor Libyen zu treffen. Die zweite Delegation ist zum Lager Choucha gefahren, um dort die Forderungen der Flüchtlinge aufzunehmen. Die Aussagen des Überlebenden und diese Forderungen werden auf das Vorbereitungstreffen des Weltsozialforums gebracht, das vom 12. bis 17. Juli in Monastir tagt.

Der 13. Juli wird dort der Migration gewidmet sein, und wir werden eine Vollversammlung des Vorbreitungstreffens zu den Themen Grenzschließung und Bewegungsfreiheit abhalten. Auf diese Versammlung folgen zwei Workshops zur Mobilisierung von Flüchtlingen und MigrantInnen im Maghreb und zu Mobilisierungen dagegen, dass an den Grenzen Flüchtlinge und MigrantInnen sterben oder verschwinden. All das läuft von 9:00 bis 17:30 Uhr an der Fakultät für Biotechnologie in Monastir.

Das Schiff Oloferne wird danach zur Stadt Ksibet el Mediouni weiterfahren, die für die zahlreichen Boots-Abfahrten Richtung europäischen Kontinent bekannt ist. Wir laden Sie zu einer Presse-konferenz ein, die am kommenden Freitag, 13. Juli, um 19:00 im Hafen Ksibet el Mediouni stattfinden wird.

Nach der Pressekonferenz wird es eine Aktion zum Gedenken an diejenigen geben, die im Meer gestorben oder verschwunden sind, und eine Filmvorführung mit Diskussion zum Thema.

Diese Konferenz wird die Gelegenheit bieten, nach den ersten Abschnitten der Boats4people-Kampagne im Jahr 2012 Bilanz zu ziehen und sie unter den beiden Themen der dramatischen Folgen der Grenzschließung sowie der Reisefreiheit auszuwerten.

Die Oloferne wird dann wieder in See stechen, zur letzten Etappe: nach Lampedusa.

Pressekontakte:

Alessandra Capodanno (Italienisch): + 216 95 83 13 38

Nicanor Haon (Spanisch / Englisch / Französisch): +216 52 70 18 71

Hamadi Zribi (Arabisch): + 216 20 16 97 15

Kontakt deutschsprachiges Presse-Team: b4p-de@so36.net

Handy Tunesien 00216 – 27 736 438

Helmut Dietrich 0049 – (0)176 358 77 605

Matthias Monroy Dieter A. Behr 0043 – 650 343 8378

Mehr Infos unter:

Twitter und Facebook:Boats 4 People

11. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht Tunis 08.-10.07.2012 · Kategorien: Tunesien · Tags: ,

Boats4People-Bericht von der Station in Tunis (8. bis 10. Juli 2012)

Sonntag, 8. Juli: Rückschiebung verhindert und Koordinationstreffen
Der Tag begann morgens mit einer schlechten Nachricht: Unserem jungen senegalesischen Freund, der sich schon an der Westafrika-Karawane 2011 beteiligt hatte, wurde bei Ankunft aus Dakar von der Grenzpolizei am Flughafen in Tunis die Einreise verweigert. Er fiel unter den Generalverdacht gegenüber vielen subsaharischen Reisenden, sich angeblich nur zur Durch- bzw. Weiterreise nach Europa in Tunesien aufhalten zu wollen. Weder der Nachweis einer Hotelbuchung noch der wiederholte Hinweis auf seine Beteiligung am Treffen des Weltsozialforum konnte die Behörden zunächst umstimmen: unser Mitstreiter sollte am gleichen Abend wieder zurückgeschoben werden. Er saß sogar schon im Flugzeug nach Dakar, als durch die Präsenz und den Protest von einer Gruppe von B4P-AktivstInnen im Flughafen sowie schließlich mittels einer von einem Gewerkschafter offiziell überbrachten Einladung nach Monastir der senegalesische Freund in letzter Minute – und ohne Gepäck – doch noch einreisen konnte und seitdem Teil der transnationalen Reisegruppe ist.
Diese Gruppe war in Tunis nun auf ca. 50 Personen angewachsen und der Sonntag diente vor allem der Koordination und Vorbereitung der nächsten beiden Tage. Nach internen und informellen Treffen gab es abends eine gemeinsame Versammlung mit unseren tunesischen FreundInnen vom Psycho-Club. Dies ist eine Gruppe von vor allem Psychologie-StudentInnen, die sich am Boats4People-Projekt beteiligen und die u.a. selbst mehrfach in die Camps nach Choucha gereist waren, um die dortigen Flüchtlinge und MigrantInnen zu unterstützen. Psycho-Club hatte auch Räume und Workshops für eine kleine Konferenz am nächsten Tag vorbereitet.
Zudem beteiligten sich am Sonntag einige Frauen der B4P-Gruppe an einem Treffen einer italienischen Frauengruppe und tunesischen Müttern bzw. Angehörigen von Verschwundenen, die u.a. zusammen eine Protestwoche in Tunis vorbereiteten.

Montag, 9. Juli: Protest der Mütter und Konferenz
Um 10 Uhr war vor dem Ministerium für Soziales eine Kundgebung der Mütter von Verschwundenen angekündigt, und ein Teil der B4P-Gruppe beteiligte und unterstützte diesen Protest mit Transparenten und dem Verteilen unserer dazu passenden B4P-Flyer und Postkarten.
Leider hatten wir und auch der Psycho-Club zu kurzfristig von dieser Aktion erfahren, und für 10 Uhr (bis 14 Uhr) waren gleichzeitig die Räume für die Konferenz gebucht und diese auch öffentlich angekündigt. Insofern begann diese zur gleichen Zeit mit Workshops und Beiträgen über die EU-Migrationspolitik, deren Auswirkungen auf Länder wie Tunesien sowie zur Situation in den Lagern von Choucha. In einem zweiten Teil dieser Konferenz kamen dann bis zu 80 Leute – darunter rund 20 tunesische Interessierte – zu einer Versammlung zusammen, in der über Kämpfe und Widerstand gegen das Grenzregime berichtet und diskutiert wurde. Neben der Vorstellung von lokalen Protesten und von einigen transnationalen Projekten und Kampagnen ging es auch um das Verständnis von Kämpfen. Ist allein der Umstand, ein Harraga zu sein und damit ganz praktisch das Grenzregime zu unterwandern, nicht auch Kampf? Auch wenn sich diese soziale Bewegung nicht unmittelbar politisch artikuliert. Oder ist es weniger ein Kampf sondern eher Verzweiflung, sich „ins Meer zu stürzen“ und dabei womöglich zu sterben? Schließlich wurde die Frage einer gemeinsamen Kampagne zur Abschaffung der Visumspflicht im mediterranen Raum aufgeworfen sowie  aus unterschiedlichen Positionen die von der tunesischen Regierung aktuell beabsichtigte Grenz“öffnung“ (Erleichterung der Reisefreiheit und kommunales Wahlrecht) innerhalb des Maghreb kommentiert. Beides konnte aus Zeitmangel zum Ende der Konferenz leider nicht weitergehend diskutiert werden.

Dienstag, 10. Juli: vertiefende Debatte und Premiere des Theaterstückes
Am frühen Morgen reiste eine Delegation aus unserer B4P-Reisegruppe – mit 10 Aktiven aus 9 verschiedenen Ländern! – nach Choucha. Sie wollen dort die Anreise und Teilnahme von Flüchtlingen und MigrantInnen aus den Lagern beim Treffen des Weltsozialforums in Monastir koordinieren.
Die beiden Fragen am Ende der Konferenz vom Vortag, also zu einer möglichen Kampagne gegen das Visumsregime sowie die Positionen zur Grenzöffnung im Maghreb, wurden am Vormittag in einem kleineren Treffen nochmals aufgegriffen und vertieft. Das war damit verbunden, dass in erster Linie die FreundInnen des Psycho-Club Gelegenheit bekommen sollten, ihre Einschätzungen und Positionen etwas ausführlicher darzustellen als es am Vortag möglich war.
Bezüglich der Grenzöffnung im Maghreb und der ablehnenden Stimmung wurde erläutert, dass viele Menschen in Tunesien der Regierung grundsätzlich misstrauen würden, dass manche die einseitigen Öffnungen in Tunesien (ohne gleichzeitige Erleichterungen in den andere Maghrebländern) falsch finden, dass es protektionistische Gegenargumentationen gebe (zu wenig Arbeitsplätze für TunesierInnen und dann noch mehr Konkurrenz) bis hin zur Befürchtung, dass der fundamental-islamische Einfluss (z.B. aus Algerien) damit zunehmen könnte. Es würden Informationen und auch eine ausgewogene öffentliche Diskussion fehlen, um diesen eigentlich sinnvollen Schritt zu einer Maghreb-Union zu vermitteln …
Zur Frage einer Kampagne gegen die Visumspflicht wurde angemerkt, dass Migration und die Forderung nach Bewegungsfreiheit in der tunesischen Gesellschaft ein breites und wichtiges Thema sei. StudentInnen seien zudem mit für die meisten unbezahlbaren Gebühren auf Universitäten in Europa konfrontiert, sogar Geschäftsleute würden den rassistischen Ausschluss durch die Visumspolitik immer wieder bei Kontrollen und willkürlichen Rückweisungen erleben. Aber es sollte nicht vergessen werden, dass auch ohne Visapflicht viele TunesierInnen nicht reisen könnten, weil sie nur über ein ganz prekäres Einkommen verfügen und schlicht das Geld nicht hätten. Es gab Einigkeit, dass die Öffnung der Grenzen nach Europa natürlich nicht alle Probleme lösen würde und dass eine Kampagne gegen das Visumsregime die Prekarisierung und den sozialen Ausschluss großer Teile der Bevölkerung mit thematisieren müsse. Dass wir solch eine Kampagne als Teil einer grundlegenden Transformation der Gesellschaften verstehen…
Zudem müssten einige Fallstricke beachtet werden: Die EU bietet durchaus Visa-Erleichterungen an, aber damit verbunden sind verschiedene Bedingungen. Geschäftsleute und StudentInnen sollen im Rahmen sogenannter Mobilitätspartnerschaften einfacher Zugang bekommen, in Europa benötigte Arbeitskräfte können temporär einreisen. Und solche Erleichterungen werden zudem noch an die Bedingung geknüpft, dass die tunesische Regierung die Migrationskontrolle gegenüber dem subsaharischen Afrika verschärft. Insofern besteht die Gefahr, dass Visa-Erleichterungen mit neuen Spaltungen erkauft werden und wir müssen in einer möglichen Kampagne deutlich machen, dass wir eine bedingungslose Abschaffung des Visumregimes fordern und diese für uns im Rahmen des Kampfes um globale Bewegungsfreiheit steht.
Praktisch stellt sich die Frage, wie eine Sensibilisierungskampagne aussehen könnte, und dass dafür neue kreative Aktionsformen zu entwickeln wären. Denn Demonstrationen und Streiks gebe es jeden Tag, oft mit brutalen Konfrontationen mit der Polizei verbunden, was vielen Menschen Angst mache. Wie ließe sich in Stadtteilen eine solche Kampagne bekanntmachen und mobilisieren? Wäre eine Infotour oder Karawane durch verschieden Städte eine Möglichkeit? Mit diesen Fragen ging diese spannende und vertiefende Diskussionsrunde zunächst zu Ende, und Vorschlag war, in Monastir in den kommenden Tagen zu versuchen, daran anzuknüpfen.
Am Abend des Dienstags hatte schließlich in einer Bar auf der Dachetage in der Nähe der Kasbah (und damit mit tollem Blick auf die Altstadt von Tunis) das von einigen B4P-AktivistInnen aus Berlin vorbereitete Theaterstück Premiere. Mit einfachen Mitteln – und damit quasi überall aufführbar – wird die Geschichte von zwei Harragas vor dem Hintergrund der tunesischen Revolution nachgespielt. Eine tolle Uraufführung mit einer beeindruckenden Darstellung unseres tunesischen Mitstreiters, die hoffentlich in Monastir und darüberhinaus zu Folgevorstellungen führen wird…

10. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht Tunis (1) · Kategorien: Nicht zugeordnet · Tags: ,

Tunis 8.7./ 9.7.2012

Es passiert viel, und nicht alle sind überall dabei. Hier also ein kurzer Überblick, was überhaupt stattfand. Mitschriften und Einschätzungen müssten Teilnehmende nachliefern.
Nach der Ankunft vorgestern sind wir fast alle im gleichen Hotel (Salammbo) abgestiegen. Ein erstes Plenum gestern morgen fand in einem Cafe vorm Innenministerium statt.
Eine Gruppe hat sich im Anschluss mit Angehörigen der „Harragas“ getroffen. Es waren mehrere Mütter und Väter anwesend. Unter anderem wurde auch die Aktion in Monastir besprochen und ein möglicher Hungerstreik, an dem sich auch andere beteiligen mögen. Entschieden wurde, für heute morgen eine Kundgebung vorm Sozialministerium nahe der Kasbah zu organisieren.
In die Treffen platzte die Nachricht, dass E. nicht einreisen darf und im Transitbereich am Flughafen festsitzt. Angeblich könne er nicht nachweisen, wohin er in Tunesien reisen will. Wildes Telefonieren half ebenso wenig wie das Faxen einer Bestätigung unseres Hotels, wie am Flughafen verlangt worden war.
Nachmittags hatten wir uns mit jenen tunesischen Kontakten verabredet, die bereits bestehen oder im Vorfeld der Reise angebahnt wurden. Die Idee war, sich gegenseitig kennenzulernen und eigene Projekte vorzustellen. Aus Tunis war vor allem eine Gruppe vom „Psycho Club“ gekommen, eine Vereinigung von Psychologie-Studierenden.
Im Plenum mit ca. 50 Leuten entschied sich eine kleine Gruppe, doch noch zum Flughafen zu fahren, um gegen das Einreiseverbot von E. zu protestieren. Nach einigem Hin und Her wuchs die Gruppe auf etwa ein Dutzend von uns an. Strittig war, das für Viele wichtige Plenum vor dem eigentlichen Beginn zugunsten der Flughafenaktion zu beenden. Schließlich blieben auch die meisten, da der Flieger für E. bald abheben sollte.
Das Plenum mit den rund 35 Dagebliebenen war ausführlich und informativ. Neben den anwesenden Initiativen wurden auch geplante Veranstaltungen und Vorhaben zusammengetragen. Der „Psycho Club“ (dessen Mitglieder sich selbst T-Shirts mit B4P-Logo und „Freedom of movement“ auf arabisch gefertigt hatten) stellte die Idee einer gemeinsamen Veranstaltung für den nächsten Tag vor: Wir wollten für 3 Stunden an ihrer Universität zusammenkommen, um das EU-Migrationsregime, Kämpfe dagegen sowie ihre Erfahrungen in der psychosozialen Arbeit mit Flüchtlingen im tunesischen Flüchtlingslager Choucha zu erörtern.
Zum Ende des Plenums erreichte uns die Nachricht, dass es tatsächlich gelang, E. aus dem Flughafen loszueisen. Geholfen hat ein entsprechendes Schreiben des Vorsitzenden des maghrebinischen Sozialforums und die unnachgiebige Aktivität von B4P.
Heute morgen fand der Protest der Angehörigen der „Harragas“ vor dem Sozialministerium statt. Einige von uns waren da – problematisch war, dass die Veranstaltung des „Psycho Club“ gleichzeitig begann. Die liess sich nicht verschieben, da sie bereits mit Flyern und auf Facebook angekündigt war. Zur Kundgebung kamen rund 60 Leute.
Zur Veranstaltung des „Psycho Club“ hatten sie selbst rund 20 Leute (scheinbar aus der Fakultät) mobilisiert. Insgesamt waren wir damit etwa 70 bis 80 Leute. Unter anderem kam auch ein tunesisch-deutscher Arzt, der in der Psychiatrie in einem Krankenhaus in Saarbrücken arbeitet.
Vorgesehen waren zwei Workshop-Phasen: Eine zum EU-Migrationsregime und dessen Auswirkungen in Mitglieds- und „Drittstaaten“ sowie zu existierenden und zukünftigen Kämpfen dagegen.
Im ersten Workshop teilten wir uns in zwei Kleingruppen. Nach dem gemeinsamen Zusammentragen von Eckpfeilern des Migrationsregimes (Schengen, SIS II, Frontex, Dublin II, Griechenland) stellten die FreundInnen vom „Psycho Club“ ihre Erfahrungen in Choucha vor. Dabei ging es neben Traumatisierungen unter anderem um die Situation palästinensischer Flüchtlinge, deren rechtliche Situation in der folgenden Diskussion deutlicher wurde: wie einige andere Nationalitäten auch haben diese keine Chance auf Resettlement-Plätze und haben damit nur die Möglichkeit, in Tunesien zu bleiben oder aber nach Palästina zurückzukehren.
* Im zweiten Workshop wurden Kämpfe und Organisierungen vorgestellt. Länderbeispiele kamen vor allem aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und Tunesien. Auch die Netzwerke AEI und W2EU wurden thematisiert. Diskussionen drehten sich unter anderem um die geplante Grenzöffnung Tunesiens für Angeh√∂rige der anderen beiden Maghreb-Staaten.

10. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für Monastir: Welt-Sozialforum Vorbereitungstreffen- Gesamtprogramm · Kategorien: Tunesien · Tags: , ,

« Preparatory Assembly to the World Social Forum 2013 »
Another Tunisia is possible, in another Maghreb and another world

This document deals with both the methodology and the program of the Monastir Assembly. It is organized the following way:
Table of content:

  • Context
  • Preparatory assembly to the WSF 2013
  • Presentation of the Assembly
  • Dimensions of the Assembly
  • International dimension
  • African dimension
  • Mediterranean dimension
  • Focus on Tunisia
  • Maghreb-Mashreq dimension
  • Maghreb/Mashreq Assembly
  • Appraisal of the outputs of the Maghreb/Mashreq Forum: from El Jadida to Monastir
  • A progressive involvment of the MaghrebSF in the international agenda
  • Founding documents have been adopted
  • Questions to be discussed in the Assembly
  • Program

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09. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p – Bericht von der Fähre Palermo – Tunis (2) · Kategorien: Italien, Tunesien · Tags: ,

Kurzbericht 2 Boats4People: Auf den Fähren (7. Juli 2012) – Orte versammelter Migrationsgeschichte(n)

Während das B4P-Boot Oloferne noch in Palermo ankerte, um dann mit der 13-köpfigen Besatzung Richtung Monastir in See zu stechen, hatte die mittlerweile auf über 40 Leute angewachsene transnationale B4P-AktivistInnengruppe zur Überfahrt von Palermo nach Tunis auf den kommerziellen Fähren eingecheckt. Aus Platzgründen musste ein Teil auf eine zweite der hintereinander startenden Fähren ausweichen, aber auf beiden waren sicherlich zu über 90 % tunesische MigrantInnen an Bord, die vor allem von Italien aber auch aus anderen europäischen Ländern zum Urlaub oder Besuch ihrer Familien nach Tunesien fahren. Weiterlesen »

08. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht von der Fähre Palermo – Tunis (1) · Kategorien: Italien, Tunesien · Tags: ,

Heute (Samstag 07.07.2012) war für die meisten der Tag des Übersetzens mit der Fähre nach Tunesien. Alle ohne Ticket haben schließlich doch eines bekommen, allerdings mussten vier mit der späteren Fähre (Grimaldi-Linie) einschiffen. (Übrigens: Tatsächlich sind welche von uns viel viel zu früh aufgestanden, denn am Ende fuhren beide Schiffe mit dreistündiger Verspätung ab. Die zweite Fähre startete 1 1/2 Stunden nach der ersten).

Bekamen wir per SMS: Auf der Fähre der Grimaldi-Linie (die spätere) wurde eine Abschiebung durchgeführt. Ein Tunesier war gefesselt von acht Polizisten an Bord gebracht worden. Er musste die Überfahrt in der gleichen Kabine verbringen, wie welche von uns. Anscheinend lebte er zuvor 15 Jahre in Palermo (folgt hierzu noch ein ausführlicherer Bericht?).

Nach einem Plenum auf der Fähre mit rund 35 von uns (Grandi Navi Veloci-Linie) haben wir entschieden, wie geplant Flyer zu verteilen und die Reisenden zu Gesprächen einzuladen. Währenddessen wurde die Besatzung auf uns aufmerksam und beäugte uns misstrauisch. Schließlich tauchte ein Crewmitglied auf und wies energisch darauf hin, dass die (soweit ersichtlich, italienische) Crew nicht gefilmt werden dürfe.

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08. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Interview mit Nicanor Madueño Haon (2) · Kategorien: Italien, Libyen, Tunesien · Tags: ,

bewegung.taz.de

Nicanor Madueño Haon, Aktivist bei GISTI (Groupe d’Information et de Soutien aux Immigrés; „Gruppe für Information und Unterstützung von Flüchtlingen“) und Teilnehmer am Tunesischen Forum für Wirtschaftliche und Soziale Rechte, ist der Koordinator in Tunesien für das Projekt Boats4People. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt, um mehr über die Entwicklung des Projekts und das Thema Migration im Mittelmeer zu erhalten.

Das Projekt Boats4People, welches vor einem Jahr auf dem Internationalen Antirassistischen Treffen initiiert wurde, hat endlich begonnen, mit Abfahrt des Seglers „Oloferne“ vom Hafen von Rosignano in der Toskana.  Wie hat sich das Projekt über das letzte Jahr entwickelt?

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06. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für Mali: Pressekonferenz zu B4p und zur Lage der Flüchtlinge und MigrantInnen · Kategorien: Mali · Tags: ,

Pressekonferenz AME, AMDH und Amnesty International Mali

Samstag 07.07.2012 im Büro der Association Malienne des Expulsés (AME); Rue 312 Porte 626 Djélibougou , 15:00 Uhr.

Themen: Aktuelle Lage der Flüchtlinge und MigrantInnen im Sahel, in den nordafrikanischen Ländern und in Südeuropa. Auch die Beteiligung an B4p wird dargestellt. Programm der Pressekonferenz: Weiterlesen »

05. Juli 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Interview mit Nicanor Madueño Haon (1) · Kategorien: Nicht zugeordnet · Tags: ,

„Es darf keine Straflosigkeit geben“

Interview in Jungle World Nr. 27, 05.07.2012

http://jungle-world.com/artikel/2012/27/45803.html

Im Rahmen der Kampagne »Boats 4 People« beginnt in diesen Tagen eine Flottille ihre Fahrt über das Mittelmeer, von Palermo aus geht es über Tunis und Monastir nach Lampedusa. Die Kampagne möchte auf die Todesopfer der europäischen Flüchtlingspolitik und die Kriminalisierung von Migration aufmerksam machen. Organisiert hat sie ein Netzwerk von europäischen und afrikanischen antirassistischen Gruppen und Flüchtlingsinitiativen. Die Jungle World sprach mit Nicanor Haon. Der 26jährige ist seit vielen Jahren Mitglied der französischen Gruppe »Gisti«, seit Januar dieses Jahres hat er sich von Tunis aus an der Koordination von »Boats 4 People« beteiligt.

Interview: Matthias Lehnert

Wie viele Personen werden dabei sein, wenn die Flottille in Palermo in See sticht?

Am Anfang sind wir auf unserem Segelboot zwölf Leute. An allen Stationen unserer Reise werden weitere Menschen dazukommen, von Marseille aus wird ein kleines Boot in See stechen, das in Tunesien zu uns stoßen wird. Ich hoffe, dass wir auf unserer Reise viele Menschen zusammenbringen können, Aktivisten aus Europa und Afrika, Journalisten, Seeleute und Fischer und nicht zuletzt Menschen, die eine eigene Fluchtgeschichte hinter sich haben.

Sie passieren ein Gebiet, in dem in den letzten 20 Jahren Zehntausende Menschen ums Leben gekommen sind bei dem Versuch, in einen europäischen Staat zu flüchten. Welche Aktionen sind geplant, um auf diese Tragödie aufmersam zu machen?

Nicanor Haon, Koordinator von »Boats 4 People«

Nicanor Haon, Koordinator von »Boats 4 People« (Foto: privat)

Vor allem wollen wir symbolisch Präsenz zeigen, um zu sagen: Es darf keine Straflosigkeit geben für die, die für diese Toten verantwortlich sind. Daneben haben wir einige kleine Aktionen geplant mit Überwachungsdrohnen und einem Ballon, der eine Kamera trägt und das Meer überwacht.

Wieso wollen Sie das Meer überwachen?

Damit wollen wir unser eigentliches Ziel zum Ausdruck bringen: Wir überwachen die Kontrolleure der Migration. Unsere Fahrt über das Mittelmeer ist dabei nur der Anfang. »Boats 4 People« ist ein langfristig angelegtes Projekt. Wir wollen so viele Informationen wie möglich sammeln, von Überlebenden, aus Berichten anderer NGOs und aus der Presse, um zu beobachten und Klagen gegen staatliche Behörden zu ermöglichen, die für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind.

Die Kampagne richtet sich vor allem an die verantwortlichen Staaten?

Nicht nur. Wir wollen alle Menschen erreichen, sie sensibilisieren und die Kriminalisierung von Migration in Frage stellen. Außerdem informieren wir Juristen, Aktivisten und Seeleute, wie man sich gegen Klagen verteidigen kann. Denn es wurden und werden immer wieder Menschen angeklagt, die Migranten bei der Einwanderung auf dem Seeweg unterstützen.

Nun gab es zuletzt ein Urteil vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, das sogenannte Hirsi-Urteil, in dem die Rücksendung von Migranten auf hoher See nach Libyen für menschenrechtswidrig erklärt wurde. Wird das Urteil grundsätzlich etwas ändern?

Ich denke, dass das Urteil etwas ändert. Aber derzeit sehe ich keine Änderung zum Positiven. Um ein Beispiel zu geben: Kurz nach dem Hirsi-Urteil, im März, hat ein Boot mit 72 Personen aus Somalia von Libyen aus zu einer Fahrt über das Mittelmeer abgelegt. Kurz vor Lampedusa hat der Motor ausgesetzt, die Menschen wurden von Seeleuten gerettet. Sie wurden zwar nicht von italienischen Beamten zurückgeschickt, aber vom tunesischen Militär mitgenommen und in ein Lager gebracht. Was ich sagen will: Ich glaube, dass es in Zukunft weniger die italienischen Behörden sein werden, die Menschen zurückweisen und verhaften, sondern eher Militärangehörige auf Booten von Libyen, Tunesien oder anderen afrikanischen Staaten. Das Hirsi-Urteil hat diese Externalisierung noch einmal beschleunigt.

In Tunesien wird die Flottille in Tunis und Monastir halten. Was ist dort geplant?

Unser Anliegen ist es, Menschen und Organisationen von den beiden gegenüberliegenden Ufern zusammenzubringen, die Boote sind ein schönes Symbol dafür. Vor allem in Monastir wird es viel Zeit geben, um Erfahrungen auszutauschen. Die an »Boats 4 People« beteiligten Gruppen kennen sich noch nicht alle. Außerdem werden wir die Organisatoren des Weltsozialforums treffen, das 2013 in Tunis stattfinden wird, um uns mit Gruppen auszutauschen, die in anderen Bereichen – Landwirtschaft, Armut, Umweltschutz – politisch aktiv sind. Ich halte das für sehr wichtig, denn Migration ist ein Thema, das auch alle anderen sozialen Probleme berührt.

Bislang wollen die neuen Regierungen in Libyen und Tunesien die Kooperation mit Europa im Bereich der Grenzschutzpolitik fortführen oder gar verstärken. Warum profitieren die Migranten nicht von den Regimewechseln?

Der Druck aus Europa ist der Gleiche wie vorher. Und die Abhängigkeiten zwischen Europa und Afrika sind sehr komplex: Es geht um militärische Fragen, um Schulden und ökonomische Beziehungen. Leider werden sich diese Dinge nicht von heute auf morgen ändern, es braucht Zeit, und den politischen Kampf darum.

Zahlreiche Migranten sitzen weiterhin in Tunesien fest, viele von ihnen haben vorher als Arbeitsmigranten in Libyen gelebt, andere sind aus subsaharischen Staaten in Richtung Europa geflüchtet. Sie waren gerade in Choucha, dem großen Flüchtlingslager des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) in Tunesien an der libyschen Grenze. Wie war Ihr Eindruck?

Kurz gesagt: Es war schrecklich. Die Menschen sind schlecht versorgt und verlieren jede Hoffnung, dass ihnen das UNHCR noch helfen kann, nach Europa zu kommen. Einige wollen nicht noch länger warten: Eine Frau, die ich vor zwei Monaten noch gesprochen hatte, ist mittlerweile, wie viele andere, nach Libyen zurückgegangen, um von dort aus mit dem Boot nach Italien zu kommen. Ich habe große Angst, dass so wieder viele Menschen auf dem Meer ums Leben kommen. Andere sind nach Informationen des Roten Kreuzes in Libyen festgenommen worden, weil sie keine Papiere hatten. Und die Europäische Union tut nichts, obwohl all das seit langem bekannt ist.

Wie finanziert sich die Kampagne?

Zugegeben, das ist schon etwas abenteuerlich. Zu Beginn konnten einige der Organisationen im Netzwerk etwas Geld zur Verfügung stellen, gerade genug, um die Maschinen zum Laufen zu bringen. Dann haben wir mehr Spenden von Einzelpersonen bekommen, daneben haben uns ein paar Stiftungen sehr unterstützt. Und dann haben wir noch eine CD rausgebracht mit Künstlern, die je einen Titel beisteuern – das hat uns sehr geholfen.

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen aus Europa und Afrika bislang? Gibt es die Gefahr, dass sich Hierarchien entwickeln oder reproduzieren zwischen weißen und schwarzen Beteiligten?

Zuerst hatte ich auch Angst, als ich nach Tunesien kam mit meinem Pass von der alten Kolonialmacht. Aber letzten Endes läuft das Ganze in meinen Augen sehr gut. Mit einigen Organisationen – aus Marokko und Mali – sind wir ohnehin schon lange befreundet. Neu ist die Zusammenarbeit mit den Gruppen aus Tunesien. Am Anfang dachte ich, dass die Gruppen alle recht unerfahren sind im Vergleich zu uns. Dabei sind auch die schon lange aktiv, nur haben wir wegen der Diktatur davon nichts mitbekommen. Vor kurzem zeigte mir einer der Jungs, mit denen ich hier zusammenarbeite, eine Zeitschrift, die vor fünf Jahren gedruckt worden ist, also noch unter Ben Ali. Darin ging es um Migranten, die auf See verschollen sind, und um genau die gleichen Probleme und Verbrechen, die wir jetzt mit »Boats 4 People« anprangern.

Weitere Infos: www.boats4people.org.