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Schweiz am Sonntag
von Patrik Müller
Jean Ziegler* sieht Europa mitverantwortlich für den Tod von Bootsflüchtlingen. Und er fordert, Hunger müsse zum Asylgrund werden.
Herr Ziegler, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie vom Flüchtlingsdrama vor Lampedusa erfuhren?
Jean Ziegler: Ich habe mich geschämt, ein Europäer zu sein. Wir werfen Menschen ins Meer zurück, die nicht das Glück haben, in Europa geboren zu werden. Wir machen diese Politik nun 20 Jahre lang aus Angst vor den homophoben und xenophoben Bewegungen, die in fast allen Ländern Zulauf haben. Jetzt muss die Zivilgesellschaft aufstehen und erreichen, dass die Frontex abgeschafft wird.
Was soll denn so schlecht sein an der Grenzschutztruppe der EU?
Mit gegen 200 Millionen Euro Steuergeldern tut die Frontex nichts anderes, als Europa von Menschen abzuschotten, die vom Tod bedroht sind. Mit Radargeräten und Nachtflughelikoptern macht die Frontex Jagd auf die Schwächsten der Schwachen. Frontex ist der militärische Arm der EU-Flüchtlingspolitik. Frontex soll durch eine Hilfsorganisation ersetzt werden.