Programm und Hinweise für den Aktionsmonat Boats 4 People
Cecina – Palermo – Tunis – Choucha – Monastir – Lampedusa
Forschungsgesellschaft Flucht & Migration
Programm und Hinweise für den Aktionsmonat Boats 4 People
Cecina – Palermo – Tunis – Choucha – Monastir – Lampedusa
08.-17.06.2012
Trailer der Filme, die unter der Regie von Alexandra D’Onofrio und unter Mitarbeit von Gabriele del Grande von Fortress Europe produziert wurden:
http://fortresseurope.blogspot.it/2012/03/tre-corti-sui-centri-di-identificazione.html
TUNIS, 08.06.2012, Ciné-Club de Tunis, maison de la culture Ibn Khaldoun
TUNIS, 09.06.2012, CinéMania, centre culturel Menzah6
HAMMAMET, 10.06.2012, Ciné-Club Hammamet, centre culturel méditerranéen
SFAX, 12.06.2012, centre culturel Mohamed Jammoussi
KERKENAH, 13.06.2012, Ciné-Club El Ardh
GABES, 14.06.2012, Ciné-Club Taieb Louhichi
MAHDIA (Tunisia), 15.06.2012, Ciné-Club Mahdia
MENZEL BOURGUIBA, 16.06.2012, Ciné-Club Menzel Bourguiba
JENDOUBA, 17.06.2012, Ciné-Club Jendouba
Afrikanische und europäische KünstlerInnen unterstützen das Projekt Boats 4 people mit 17 Titeln zu Themen der Migration, des Meers und der Freiheit
Diese Titel sind für 10 € herunterzuladen. Das Geld ist ausschließlich für Boats 4 people.
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Auf dem b4p-Schiff oder mit der Fähre oder auf anderem Wege: hin zu den Aktionen und Diskussionen! Cecina – Palermo – Tunis – Monastir – Choucha – Lampedusa
Programme B4P-EN-3105 / Programme B4P-FR-3105
Wir rufen auf, mit Spenden über das Konto der FFM e.V. (gemeinnützig) zum Stopfen des Finanzlochs beizutragen.
FFM-Ziel: weitere 2.000,- € in den kommenden 2 Wochen
Die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration aus Berlin stellt ihr Konto unter dem Stichwort „Boats4People“ zur Verfügung und leitet die eingehenden Gelder nach Paris zum Koordinationsbüro weiter. Der Spendenstand wird auf der FFM-Online-Seite dokumentiert.
FFM Berlin
Sparkasse der Stadt Berlin
Konto: 61 00 24 264
BLZ: 100 500 00
Stichwort: ‚Boats4People‘
Smart Power – Das Handy als politisches Instrument
von Laurence Allard
Le Monde diplomatique Nr. 9799 vom 11.5.2012
Nach dem Erdbeben in Haiti am 12. Januar 2009 wurden schon in den ersten Stunden Anrufe von Angehörigen vermisster Menschen, Anfragen über benötigte Unterstützung und Bitten um Hilfe registriert. Der auf Krisenkartografie spezialisierte Wissenschaftler Patrick Meier schloss sich mit dem kenianischen Programmierer David Kobia zusammen, der 2007 das System Ushahidi programmiert hatte – kenianische Bürger konnten damit Ausschreitungen nach den Wahlen melden. Unerwarteterweise bot sich das Werkzeug nun als Informationsplattform in Haiti an: Meier und Kobia stellten nämlich ein System auf die Beine, das von Mobiltelefonen abgesetzte Notrufe ihrer geografischen Herkunft zuordnet. Der Mobilfunkbetreiber Digicel zog nach und lieferte den Bewohnern von Haiti eine einheitliche Notrufnummer. Dadurch wurden hunderte Menschenleben gerettet. Ushahidi ermöglichte es, mit geringen Mitteln die Hilfsmaßnahmen nach dem Erdbeben zu koordinieren. Aus dem ganzen Land liefen seinerzeit zahllose Meldungen zusammen: Vermisste, fehlendes Trinkwasser, fehlende Nahrungsmittel in Waisenhäusern, Gerettete et cetera. Zwei NGOs – Samasource und Crowdflower – übersetzten die SMS ins Französische, Englische und Kreolische; dann wurden sie von Freiwilligen an der Fletcher School of Law and Diplomacy im US-Bundesstaat Massachusetts – wo Meier arbeitet – ihrer Herkunft zugeordnet, überprüft und sortiert, dann kartiert und veröffentlicht. Ein junges Nonprofitunternehmen (InStedd), das auf die Datenverarbeitung in Krisensituationen spezialisiert ist, baute eine Schnittstelle, über die Helfer vom Roten Kreuz bis zu den US Marines die Notrufe und deren GPS-Koordinaten erhielten. Diese bis dahin beispiellose Zusammenarbeit kenianischer Informatiker und der US-Armee spielte eine wichtige Rolle bei der Entscheidung des US-Außenministeriums unter Chefdiplomatin Hillary Clinton, seine Methoden zu überdenken. Die sogenannte smart power hat mittlerweile strategische Bedeutung erlangt. Während der vom ehemaligen Vizeverteidigungsminister Joseph Nye geprägte Begriff soft power („weiche Macht“) ein Bündel nicht zwingender, struktureller, kultureller oder ideologischer Einflussmittel beschreibt, umfasst Smart Power einen flexiblen Katalog diplomatischer, wirtschaftlicher, militärischer, politischer, rechtlicher und kultureller Werkzeuge, die der jeweiligen Lage angepasst werden.
Vorläufiger Zeitplan
MAI
31.5 Kurzfilmabend im ZETA: drei Kurzfilme zu Abschiebe- und Identifizierungsanstaltungen in Italien ( „La vita che non CIE“)
JUNI
7.6 gemeinsam mit anderen Organisationen: Projektion des Films „mare chiuso“ (Thema: Zurückweisungen auf See nach Libyen) in Anwesenheit des Regisseurs und Runder Tisch zum Thema Migration
JULI
3.7. Film „i nostri anni migliori“ (Situation von Tunesiern in Italien) in Anwesenheit des Regisseurs
5.7: Ankunft des Bootes Oloferne im Hafen von Palermo. Thema in Palermo: Widerspruch zwischen dem Gesetz, Hilfe zu leisten und der Kriminalisierung derer, die Hilfe auf dem Meer leisten, sein (wie zum Beispiel im Fall Cap Anamur, bei den tunesischen Fischern), sowie Zurückweisungen auf dem Meer.
Für die Ankunft der Aktivisten am 5.7. haben wir einen „Eröffnungsabend“ geplant mit Abendessen, Filmen, Musik, Diskussionen.
6.7. Pressekonferenz am Hafen.
6.7. Besuch in Milo (die andere Abschiebe – und Identifikationsanstalt) in Trapani und / oder in Vulpitta (auch eine Abschiebe- und Identifikationsanstalt), das sich ebenfalls in Trapani befindet, fahren könnte. Vulpitta hat den Vorteil, dass man dort direkt mit den Migranten reden kann, auch wenn man nicht reingelassen wird.
Lampedusa in festival 19.-23.7. Das Boot komm am 18.7. nach Lampedusa. Pressekonferenz.
Die Flüchtlinge in und aus Choucha / Shousha in Tunesien – vor einem Jahr aus Libyen geflüchtet – haben inzwischen eine eigene Website, hier ist sie:
http://voiceofchoucha.wordpress.com
Asef Bayat, Life as Politics: How Ordinary People Change the Middle East, Stanford University Press: Stanford 2010. 310 Seiten. USD 21,95 (deutsche Ausgabe mit einem neuen Beitrag zu den Frühlingsrevolutionen in Vorbereitung beim Verlag Assoziation A, Berlin, http://www.assoziation-a.de/vor/Leben_als_Politik.htm). In: Sozial.Geschichte Online 7 (2012), 195-302
Rezension: http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-30301/Sozial_Geschichte_Online_7_2012.pdf
Asef Bayats Buch enthält einen Schlüssel zu den Frühlingsrevolutionen im Maghreb und im Nahen Osten, vielleicht gerade weil es in den zehn Jahren vor dieser Revolution geschrieben und am Vorabend der Revolution veröffentlicht wurde. Es ist ein soziologisches Buch, aber gut lesbar. Ausgehend von einem im Jahre 2000 veröffentlichten Aufsatz, „From ‘Dangerous Classes’ to ‘Quiet Rebels’“, entfaltet Bayat eine Perspektive, in der nicht die Ereignisgeschichte, nicht die Politik, nicht die Organisationen und nicht die Bewegungen im Vordergrund stehen, sondern eine Präsenz der Unterschichten, die in langen Wellen zu unaufhaltsamen und den repressiven Regimes nicht zugänglichen Veränderungen führt. Die Frühlingsrevolutionen waren ein Ausdruck davon und eine Zwischenstation, aber nicht der Endpunkt dieser Entwicklungen.