Süddeutsche Zeitung
„Ukraine zäunt Russland ein“
Aus einem zynischen Witz wird Ernst: Kiew plant im Osten eine befestigte Grenze. Der 2000 Kilometer lange Zaun soll in sechs Monaten stehen. Der Westen denkt entsetzt an den August 1961 zurück.
Von Cathrin Kahlweit, Wien
Noch ist nichts zu sehen im Niemandsland an der staubigen ukrainisch-russischen Grenze, außer Grenzposten, schmalen Straßen und ein paar Sandsäcken. Oder sollte man besser sagen: Noch ist nichts zu sehen an jenem Streckenabschnitt, der unter ukrainischer Kontrolle steht? Denn zumindest in den Bezirken Luhansk und Donezk kontrollieren derzeit prorussische Kräfte die Grenze eines Gebiets, das sich formal für unabhängig erklärt hat – und das auch bleiben will.
Aber wenn es nach der ukrainischen Regierung geht, soll sich das ändern: „Wir wollen einen echten Schutz“, hat Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk am Mittwoch in Kiew gesagt, und damit konkretisiert, was anfangs als zynischer Witz des Gouverneurs von Dnjepropetrowsk gegolten hatte: Die Ukraine will tatsächlich eine Mauer bauen an der Grenze zu Russland, um sich gegen „unerwünschte Infiltrationen“ und den „russischen Aggressor“ abzuschotten. […] Weiterlesen »