22. März 2015 · Kommentare deaktiviert für Griechenland: Studie Armut – IMK · Kategorien: Griechenland · Tags: ,

Handelsblatt

„Sparpolitik bedroht hunderttausende Griechen“

„[…] Studie im Auftrag des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung […:] Demnach hat die Sparpolitik in Griechenland die Einkommen der privaten Haushalte in dem Krisenland drastisch einbrechen und die Armut ansteigen lassen. Im Schnitt sind die nominalen Bruttoeinkommen der griechischen Privathaushalte in nur vier Jahren von 2008 bis 2012 um ein knappes Viertel gesunken, errechneten die Studienautoren Tassos Giannitsis und Stavros Zografakis. Lohnkürzungen hätten knapp die Hälfte dieses Rückgangs verursacht. Aus Sicht der Experten fielen die Kürzungen weit umfassender aus als nötig gewesen wäre, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft zu stärken.

Die Nettoeinkommen seien um weitere fast neun Prozent gefallen, weil die Steuerbelastung deutlich erhöht worden sei, heißt es in der Untersuchung weiter. Zwar hätten alle sozialen Schichten durch Kürzungen, Steuererhöhungen und Wirtschaftskrise beträchtlich an Einkommen eingebüßt. Besonders stark seien aber Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen betroffen. „Das liegt unter anderem am starken Anstieg der Arbeitslosigkeit und an Steuererhöhungen, die teilweise regressiv wirkten“, erläutern die Autoren. Zudem hätten Beschäftigte in der Privatwirtschaft insgesamt deutlich höhere Einkommensverluste erlitten und seien stärker von Arbeitslosigkeit bedroht gewesen, als die Beschäftigten im öffentlichen Sektor.

Für Gustav Horn, wissenschaftliche Direktor des IMK, liefert die Untersuchung auf repräsentativer Datenbasis „die Chronik eines angekündigten Desasters“. Die nüchternen Zahlen zeigten, wie Millionen Menschen in Griechenland „durch eine überharte und sozial völlig unausgewogene Austeritätspolitik wirtschaftlich abgestürzt sind“, sagte Horn. „Hunderttausende sind in ihrer Existenzgrundlage bedroht, weil die von der Troika aus EU, EZB und IWF geforderte und von den bisherigen Regierungen sehr kurzsichtig und zum Teil interessengeleitet umgesetzte Sparpolitik kaum soziale Abfederung kannte.“

download der Studie

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